Mubarak am Kaspischen Meer gesichtet

ASERBAIDSCHAN Es ist nur ein Denkmal, aber plötzlich erhitzen sich am steinernen Ägypter die Gemüter

BERLIN taz | Ein unscheinbares Husni-Mubarak-Denkmal steht in Chyrdalan, einem Vorort der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku. Jugendliche und Oppositionspolitiker demonstrieren für den Abriss der Steinfigur, die Polizei bewacht das Denkmal im „Ägyptisch-aserbaidschanischen Freundschaftspark“ Tag und Nacht.

„Dieses Denkmal hat nichts mit guten Beziehungen zwischen unseren Völkern zu tun. Denkmäler für autoritäre Politiker gehören abgerissen“ sagte Isa Gambar, Chef der größten Oppositionspartei, Musavat, gegenüber BBC. Zwischen Aserbaidschan und Ägypten gebe es sehr viele Gemeinsamkeiten: Das Regime in Aserbaidschan sei so autoritär wie das in Ägypten.

Inzwischen fordern einige Oppositionspolitiker angesichts der Ereignisse in Ägypten die Wiederholung der aserbaidschanischen Parlamentswahl vom Herbst 2010, bei der erwartungsgemäß die Regierungspartei Yeni Aserbaidschan gewonnen hatte. Wenn die Machthaber auf diese Forderung nicht eingingen, würden die Massen morgen schon weit radikalere Forderungen stellen.

Ein 20-jähriger Jugendlicher, Dschabar Savalan, der über Facebook zu Aktionen gegen die Korruption in Aserbaidschan aufgerufen hatte, wurde am Montag verhaftet und muss zunächst zwei Monate in Untersuchungshaft bleiben. „Praktisch jeden Tag hören wir von neuen Verhaftungen“, so die aserbaidschanische Menschenrechtlerin und Direktorin des Instituts für Frieden und Demokratie, Leyla Yunus. „Die Ereignisse in Ägypten haben Aserbaidschans Machthaber ganz offensichtlich in Angst versetzt.“

„Die Demonstrationen gegen das Mubarak-Denkmal sollte man nicht überbewerten“ meint Yunus allerdings. Die Journalistin Sevda Babajewa sagt: „Mir war bis vor wenigen Tagen gar nicht bewusst, dass wir hier ein Mubarak-Denkmal haben. Und ich denke, 90 Prozent der Bevölkerung haben ebenfalls noch nie davon gehört.“ BERNHARD CLASEN