doping-kampf
: Kippt das TV, kippt die Politik

Kleiner Fernsehbeitrag, große Wirkung: Nur einen Tag nachdem die ARD mit ihrer Dokumentation „Mission: Sauberer Sport“ auf die riesigen Löcher in den Fahndungsnetzen deutscher Doping-Bekämpfer hingewiesen hat, ist die Diskussion über schärfere Anti-Doping-Richtlinien auch in Nordrhein-Westfalen wieder voll entbrannt. Interessant ist dabei nicht die Positionierung der Parteien in der Debatte: CDU, FDP und Sportfunktionäre sind noch immer gegen ein Anti-Doping-Gesetz, alle anderen dafür. Der reflexhafte Streit zeigt vielmehr, dass beim Thema Doping die Rolle der Medien – insbesondere der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten – so entscheidend ist wie nirgendwo sonst. Zumindest ist kaum vorstellbar, dass ein kritischer Beitrag über die Gesundheitsreform gleich zu Gesetzesinitiativen führt.

KOMMENTAR VON KLAUS JANSEN

Vor diesem Hintergrund ist es eine gute Nachricht, dass sich der WDR mit einer eigenen Fachredaktion künftig verstärkt um Doping-Berichterstattung kümmern will. Es scheint, als zeichne sich in der Sportberichterstattung der Fernsehsender langsam aber sicher eine Trendwende ab. Diente bislang die Unschuldsvermutung zugunsten der Athleten als Pauschal-Ausrede dafür, auch noch die verseuchtesten Sportarten live zu übertragen, so setzt sich nun ein Mindestmaß an Skepsis durch – auch wenn Trainer wie Skilanglauf-Coach Jochen Behle mit seinen fragwürdigen Ansichten zu Doping-Schutzsperren immer noch gefragte Interviewpartner sind.

Eine wirksame Dopingbekämpfung, die Staatsanwaltschaften einbezieht und damit über die Leistungsfähigkeit der lächerlich unterfinanzierten Nationalen Anti-Doping-Agentur in Bonn hinaus geht, wird es nur geben, wenn die begründete Skepsis zum Common Sense wird. Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten müssen den Mut haben, ihren Einfluss zu nutzen – auch wenn Filme über Blutpanschereien und Penisattrappen auf Dauer nicht dieselbe Quote bringen wie Live-Ereignisse.