Kampf den Verpissern

Die Opposition im Landtag fordert ein Anti-Doping-Gesetz. Landesregierung setzt dagegen auf die finanzielle Aufstockung der Kontrolleure. Anti-Doping-Agentur wehrt sich gegen Kritik

VON HOLGER PAULER

Ein ARD-Bericht hat die Doping-Debatte in Nordrhein-Westfalen neu entfacht. Die Opposition fordert die Landesregierung dazu auf, eine neue Bundesratsinitiative für ein Anti-Doping-Gesetz zu starten. „Wir benötigen abschreckende Regelungen, die insbesondere die Hintermänner im Bereich der Beschaffung, Verabreichung und Verschleierung von ihren Machenschaften abhalten“, sagte Hans Theo Peschkes, sportpolitischer Sprecher der SPD im Landtag.

Die ARD hatte am Mittwochabend darüber berichtet, dass die Kontrollen der Bonner Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada) im vergangenen Jahr lückenhaft gewesen seien. Danach sollen bundesweit etwa 400 von insgesamt 4.500 Athleten von Dopingkontrolleuren nicht am gemeldeten Aufenthaltsort angetroffen worden sein. „Sollten sich dabei Mängel im Kontrollsystem der Nada bestätigen, sind diese unverzüglich zu beheben“, sagte Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB).

Nada-Geschäftsführer Roland Augustin hatte die Vorwürfe als übertrieben zurückgewiesen. „Wir werden diese Zahlen, Rankings und Listen nicht bestätigen“, so Augustin. Die Agentur gilt als unterfinanziert. „Um optimale Arbeit zu leisten, brauchen wir mindestens das Doppelte des derzeitigen Haushalts“, forderte der Vorsitzende des Nada-Kuratoriums, Michael Hölz, im vergangenen Dezember. Das aktuelle Jahresbudget der Nada beläuft sich auf 1,3 Millionen Euro, das Stiftungskapital liegt bei 8,6 Millionen Euro.

CDU- und FDP-Fraktion im Düsseldorfer Landtag fordern nun von ihrer Landesregierung, „dass die Finanzierungsgrundlage der Nada insbesondere durch Beiträge aus der Wirtschaft“ deutlich ausgeweitet werden könne. Ein Anti-Doping-Gesetz ist nicht vorgesehen. Lediglich „eine Erweiterung der Strafbarkeit im Arzneimittelgesetz“ wurde in einem Entschließungsantrag zur Sportausschusssitzung am 6. Februar im Düsseldorfer Landtag gefordert. Noch im Sommer des vergangenen Jahres hatte die Landesregierung angekündigt, eine Bundesratsinitiative für ein Anti-Doping-Gesetz zu starten. Nachdem sich der DOSB dagegen ausgesprochen hatte, nahm das Land von der Initiative Abstand.

„Die Nada macht weltweit die beste Arbeit“, sagt Ewald Groth, sportpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion in NRW. Dennoch müsse die Politik dafür sorgen, dass die Überwachung der Sportler noch effektiver wird. Die NRW-Grünen unterstützen daher einen Antrag ihrer Bundestagsfraktion, wonach Doping als Betrug „im wirtschaftlich relevanten Bereich des Sports“ unter Strafe gestellt werden soll.

Vielleicht können die Grüne und Co demnächst auf die Unterstützung des WDR setzen. Der Kölner Sender will im Februar eine zentrale Doping-Fachredaktion einreichten. Ziel sei es, die Kompetenz innerhalb der ARD zum Thema Doping zu bündeln.