Geldgeber gesucht

hamburg.de, das Internetportal der Hansestadt, schreibt seit Jahren rote Zahlen und sucht nun einen neuen Investor. Ein Defizit von etwa 15 Millionen Euro hat sich in den letzten zehn Jahren angehäuft

Von Ilka Kreutzträger

Hamburgs Internetauftritt ist gut besucht. Mit etwa drei Millionen Nutzern pro Monat steht hamburg.de im Ranking der Internetauftritte deutscher Großstädte hinter berlin.de an zweiter Stelle. Das klingt nach der Erfolgsgeschichte eines virtuellen Stadtportals. Ist es aber nicht. Seitdem der Senat nach neuen Investoren für hamburg.de sucht, wird über das Ausmaß der wirtschaftlichen Schieflage des Portals spekuliert.

In den letzten zehn Jahren habe sich ein Defizit von etwa 15 Millionen Euro angehäuft, sagt Roland Heintze, CDU-Sprecher für Neue Medien, nachdem der Wirtschaftsausschuss in der vergangenen Woche über die Große Anfrage der SPD „Zukunft von hamburg.de“ beraten hatte. „Eine Restrukturierung ist dringend notwendig, um aus der Defizitzone herauszukommen“, sagt Heintze. Rainer Scheppelmann von hamburg.de hält das Gerede über Defizite dagegen für Unsinn. „Wenn wir wirklich ein solches Pleiteunternehmen wären, wie es heißt, dann wären wir wohl kaum in Verhandlungen mit derart potenten Partnern.“

Wahr ist, dass hamburg.de seit Gründung 1996 kein Jahr ohne Verlustgeschäft beendet hat. 2000 gründete die Stadt dann mit der HSH Nordbank, der Haspa und der Sparkasse Harburg-Buxtehude eine Betreibergesellschaft und hält heute nur noch 20 Prozent der Anteile. Wahr ist aber auch, dass sich die Zusammenarbeit mit den Investoren langfristig auszuzahlen scheint. Machte das Stadtportal 2002 noch über fünf Millionen Euro Verlust, waren es 2005 nur noch etwa 800.000 Euro und 2007 wird wohl erstmals die Gewinnzone erreicht werden. „Da die Seite sich mittlerweile von einem Bürgerportal zu einer reinen PR-Maschine der Stadt Hamburg entwickelt hat, werden sie es wahrscheinlich schaffen, in diesem Jahr erstmals schwarze Zahlen zu schreiben“, sagt Hans Jürgen Kleinsteuber vom Institut für Politische Wissenschaft an der Uni Hamburg.

Diese PR-Maschine soll nun mit einem neuem Investor weiter angekurbelt werden. Gespräche mit potenziellen Partner wurden am Mittwoch aufgenommen. Mit wem verhandelt wird, bleibt allerdings unter Verschluss. Der Geschäftsführer von hamburg.de, Gerhard Röthlinger, hält sich vornehm zurück und verweist an den Gesellschafter HSH Nordbank. Die Nordbank schweigt sich über mögliche Investoren ebenso aus wie die verantwortliche Behörde für Wirtschaft und Arbeit. Man wolle das laufende Verfahren nicht gefährden, heißt es unisono.

Uwe Grund, SPD-Fachsprecher für Medien, begrüßt die geplante private Beteiligung, solange die Stadt ihre 20 Prozent Beteiligung behält. Aber auch das mag der Senat bislang nicht garantieren. Auch die privaten Gesellschafter haben noch nicht endgültig klargemacht, ob sie ihre Anteile halten wollen. Als neuer Investor seien Unternehmen aus der Medienbranche denkbar, sagte Grund, denn die könnten mit mehr Sachkompetenz die Werbung professioneller betreiben und die Beteiligungsgesellschaft aus der Verlustzone herausführen.

Die SPD vermutet in der Investorengruppe um den Briten David Montgomery einen der neuen Partner der Betreibergesellschaft. Montgomery ist erst kürzlich bei berlin.de eingestiegen und hat mit der Hamburger Morgenpost auch ein regionales Interesse. Das Verlagshaus Springer wird natürlich auch immer in die Wagschaale geworfen, wenn in der Hamburger Medienlandschaft etwas zum Verkauf steht. Aber verlässliche Informationen gibt es auch dazu nicht.