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: Essensschlacht

Pro7 und Vox strengen sich an, den Zuschauern ihren Appetit auf Kochshows gründlich zu verderben. Da bleibt nur eins: Fusion!

„Auch ein perfektes Dinner geht mal zu Ende“, raunte die Off-Stimme am Montag beim Pro-7-„Single Dinner“, als Vanessa sich von Attila verabschiedete, der ihr zuvor ein ausgefallenes Abendessen mit österreichischer Frittaten-Suppe und Saiblingsfilet in Honig-Dill-Sauce bereitet und anschließend heftig mit der 28-Jährigen geflirtet hatte. Man war ein bisschen erstaunt, dass Frank, der Weddingplaner, zum Schluss nicht vor der Tür stand und die beiden fragte, wie sie sich ihre Hochzeit vorstellen. Seit vergangener Woche müht sich Pro7 jedenfalls, die Koch-Dating-Show „Liebe isst …“ hochzupäppeln, die die Nachrichten ersetzt hat. Darin sollen Herren, die nicht kochen können, Damen, die kein Interesse am Essen haben, mit kulinarischer Extravaganz verzaubern, um deren Herz zu gewinnen und das dann in einen Urlaub zu entführen, in dem wieder lecker gegessen wird.

Man kann das nicht nur deshalb interessant finden, weil Pro7 mittags in „Besser essen“ eine exakt gegenteilige Strategie fährt, nämlich dicke Kinder runter vom leckeren fettigen Essen zu bringen – sondern vor allem, weil das „Single Dinner“ um 19.45 Uhr startet, also auf den Punkt genau dann, wenn Konkurrent Vox seinen Quotenknüller „Das perfekte Dinner“ beendet. So ist das jedenfalls in der Theorie.

Die Praxis sieht so aus: Nachdem feststand, dass Pro7 sein „Single Dinner“ direkt im Anschluss an das „Perfekte Dinner“ laufen lassen würde, hat man sich bei Vox entschieden, das „Perfekte Dinner“ einfach um fünf Minuten bis 19.50 Uhr zu verlängern.

Bei Pro7 wiederum reagiert man entspannt auf die Aktion des Konkurrenten und lässt das „Single Dinner“ später starten. Das steht zwar so nicht in der Programmübersicht, aber seit ein paar Tagen braucht das Wissensmagazin „Galileo“, das vor „Liebe isst …“ gezeigt wird und wegen der Flirtshow die Sendezeit gekürzt bekam, immer ein paar Minuten länger. Bei Pro7 erklärt man, das liege an der Werbeauslastung von „Galileo“, das bei den Werbekunden so unglaublich gut ankäme.

Unsere Mütter haben uns beigebracht, dass man mit Essen nicht spielen soll. Bei Vox und Pro7 können die Programmverantwortlichen also keine besonders gute Kinderstube genossen haben. Oder die gegenseitigen Annäherungen sind Teil eines geheimen Plans, beide Sender auf Dauer zu fusionieren. Pro7 hätte endlich funktionierende US-Serien im Programm und Vox ein paar Stars.

Auch bei RTL müssten sie sich keine Gedanken mehr darüber machen, dass ihnen ein Sender aus der eigenen Familie gefährlich wird, sondern könnten kräftig gegen die Exkollegen programmieren. Die Nachrichten ließen sich ebenfalls leicht zusammenlegen, nachdem Pro7 „Newstime“ auf 17.55 Uhr vorgelegt hat, also genau der Zeit, zu der auch Vox seine Nachrichten zeigt. Der neue Sender Provox hätte auf Anhieb einen höheren Marktanteil als RTL. Das klingt doch erfolgversprechend.

Oder die Pilze, die wir gestern Abend genossen haben, waren nicht mehr ganz so frisch.

PEER SCHADER