Vattenfall: Klimawandel ist beherrschbar

Wir haben das Geld und wir haben die Technologie, sagt Konzernchef Josefsson, der neue Klimabeauftragte der Bundesregierung. Die Kohlekraft gehört für ihn dazu wie die Atomkraft. Kritiker halten das nur für einen PR-Gag

AUS BERLIN STEPHAN KOSCH

Klimawandel? Im Prinzip kein Problem, meint zumindest Lars Josefsson, Präsident des Energiekonzerns Vattenfall und Klimaschutzbeauftragter der Bundesregierung. Nicht dass er den vom Menschen verursachten Klimawandel mit seinen dramatischen Folgen leugnen würde. Aber: „Die unbequeme Wahrheit hat eine bequeme Lösung“, sagte Josefsson gestern bei der Vorstellung einer Klima-Weltkarte.

Darin haben die Experten des Energiekonzerns analysiert, was getan werden muss, um den durchschnittlichen Temperaturanstieg auf der Welt auf zwei Grad zu begrenzen. Denn dann wären die Folgen noch beherrschbar, sagen die Wissenschaftler. Auch die Kosten für je de einzelne Maßnahme hat Josefsson berechnen lassen und kommt zu dem Schluss: „Das Geld ist da, die Technologie auch.“ Wenn die Politik mitmache, sei das Ziel erreichbar.

Die Wege dahin sind im Prinzip bekannt: Eine bessere Dämmung der Häuser, sparsamere Autos, erneuerbare Energien und Gaskraftwerke. Doch auch Atomkraft sowie die Abscheidung und unterirdische Speicherung des Kohlendioxids, das bei der Stromproduktion in Braunkohlekraftwerken anfällt, sind Bausteine des Vattenfall-Szenarios. Damit ließen sich allein in der Stromwirtschaft sechs Gigatonnen Kohlendioxid pro Jahr einsparen, sagt Josefsson. Verwirklicht man auch die Sparpotenziale in anderen Bereichen wie Verkehr, Forstwirtschaft und Industrie, ließen sich ab 2030 insgesamt 27 Gigatonnen Kohlendioxid pro Jahr vermeiden – mehr als die Hälfte des gegenwärtigen Ausstoßes.

Und das Ganze sei sogar bezahlbar, sagt Josefsson. Die Einsparung von Kohlendioxid koste bei den teuersten Instrumenten maximal 40 Euro, sieben Gigatonnen Reduktion könnten sogar zum Nulltarif erreicht werden oder gar Profite bringen. Weil Maschinen und Häuser, die weniger Kohlendioxid in die Luft blasen, ja auch weniger Energie brauchen. Insgesamt würden 0,6 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung ausreichen, um das 2-Grad-Ziel bis 2030 zu erreichen.

Für die Anerkennung dieses Zieles und des gesamten Klimawandelproblems gebühre Josefsson Lob, sagte Andree Böhling von Greenpeace, dem Vattenfall auf der Veranstaltung einige Minuten der Kritik einräumte. Diese nutzte der Umweltschützer und bemängelte: „Ihr zentrales Element bleibt die Speicherung von Kohlendioxid, doch diese Technologie ist eine vage Hoffnung“. Noch sei nicht sicher, ob die Technik überhaupt funktioniere. Außerdem wolle Vattenfall damit nur den Neubau von Braunkohlekraftwerken legitimieren, dabei zähle der Strommix von Vattenfall schon heute zu den klimaschädlichsten.

Die Umweltschutzorganisation Robin Wood – die die gesamte Veranstaltung als reine „Klima-PR“ bezeichnete – sah das ähnlich. „Geeignete erkundete Lagerstätten für das abgeschiedene Kohlendioxid gäbe es noch nicht. Ungeklärt sei, wie das Gas zu den Lagerstätten, etwa leeren Öl- oder Gasfeldern, transportiert werden soll.