Integrationskurse trotz Schwächen erfolgreich

Die meisten Migranten nehmen freiwillig an Integrationskursen teil. Die Mehrheit traut sich aber nicht zur Prüfung

BERLIN taz ■ Die Integrationskurse kommen bei den MigrantInnen in Deutschland gut an. Vor allem die sogenannten Altzuwanderer, die freiwillig ihre Sprachkenntnisse verbessern, machten 2006 den größten Anteil der TeilnehmerInnen aus – über 30 Prozent. Das hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg jetzt bilanziert. „Es ist bedauerlich, dass diese Kurse nicht früher angeboten wurden“, sagt Lale Akgün, migrationspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Bundestag. Denn der Andrang habe widerlegt, dass Migranten sich weigerten, Deutsch zu lernen. 2005 nahm sogar jeder zweite Teilnehmer freiwillig an den Kursen teil. „Bisher fehlte einfach ein breit angelegtes Angebot“, kritisiert Akgün.

Auch das Bundesinnenministerium bescheinigte den Integrationskursen jetzt „ein gutes Zeugnis“: „Die mit dem Zuwanderungsgesetz 2005 eingeführten Integrationskurse haben die Lücken und Defizite in der vorherigen Sprachförderung von Zuwanderern geschlossen“, so Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) am Dienstag: „Der Integrationskurs stellt eine deutliche Verbesserung der Integrationspolitik dar.“ Der Integrationskurs beinhaltet 600 Deutschstunden und 30 Stunden Orientierungskurs. Insgesamt 1.300 Träger bieten ihn bundesweit an.

Allerdings hat eine Evaluation der Unternehmensberatung Ramboll Management im Auftrag von Schäuble auch Schwächen aufgezeigt: Nur 40 Prozent der MigrantInnen nahmen an den freiwilligen Abschlussprüfungen teil. Deshalb legt Ramboll Management dem Bundesamt für Migration nahe, sie verpflichtend einzuführen. Außerdem solle bei weniger gebildeten Migranten überlegt werden, ob die Stundenzahl nicht auf 900 aufgestockt werden könne.

Mehr Stunden müsse aber die Voraussetzung sein, um den Test verpflichtend zu machen, sagt Grünen-Bundestagsabgeordneter Omid Nouripour. Bei denjenigen, die das Ausländeramt zum Integrationskurs verdonnert, wird nach zweimaligem Nichtbestehen die staatliche Unterstützung gekürzt. „Viele gehen dann aus Angst nicht zum Test“, hat er als Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft MigrantInnen und Flüchtlinge in Erfahrung gebracht. Nouripour hält Schäubles Engagement für die sprachliche Integration der Einwanderer für halbherzig: „Die große Koalition hat die Mittel für Integrationskurse 2006 um ein Drittel gekürzt“.

NATALIE WIESMANN