Gasmarkt
: Dilettantische Liberalisierung

Seit bald einem Jahrzehnt läuft die Liberalisierung des Energiemarktes – reichlich Zeit, um die Erfahrungen mit dem Strommarkt auszuwerten und daraus für die Liberalisierung des Gasmarktes zu lernen. Es ist traurig, dass es nach so langer Zeit für die Netzbetreiber so leicht ist, sich unliebsame Wettbewerber vom Hals zu halten.

Kommentarvon Gernot Knödler

Der Fall der Bremer Gasgenossenschaft ist ein weiteres Beispiel dafür, dass Politik und Verwaltung überfordert sind mit der Aufgabe, den Wettbewerb auf den Energiemärkten zu gewährleisten. Kein Wunder, stehen sie doch Firmen gegenüber, die über jahrzehntelange Erfahrung bei der Energieversorgung verfügen. Unternehmen, für die es sich üppig rentiert, viel Geld und Arbeitskraft zu investieren, um die Liberalisierung aus ihrer Sicht optimal zu steuern.

Dazu kommt der Eindruck, dass es den politisch Verantwortlichen gar nicht in erster Linie auf einen funktionierenden Wettbewerb ankam, sondern auf die Schaffung international durchsetzungsfähiger Konzerne. Anders lässt es sich kaum erklären, dass den Stromversorgern kostenlos CO2-Emissionszertifikate zugeteilt wurden, die sie trotzdem auf den Strompreis aufschlagen: ein fetter Extra-Gewinn. Die öffentliche Aufmerksamkeit für diese Vorgänge wächst jedoch. Die Versorger müssen aufpassen, dass sie den Bogen nicht überspannen.