Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Irgendwann hat jeder die Nase voll. Im Deutschen Theater anscheinend nun der Regisseur Nicolas Stemann. „Aufhören! Schluss jetzt! Lauter! 12 letzte Lieder!“ heißt der neue Abend des Regisseurs, der in seinen Inszenierungen immer mal wieder auch gerne selbst in die Klaviertasten haut, singt und dabei locker neben Showgrößen wie Udo Lindenberg oder Paul McCartney bestehen kann. Nun stehen ihm außerdem noch Margit Bendokat, Maria Schrader und Felix Goeser stimmkräftig zur Seite und andere Talente aus dem Haus in der Schumannstraße. Wann? Ab Samstag! Ein paar hundert Meter weiter, im Maxim Gorki Theater (Am Festungsgraben 2), hat zur gleichen Zeit Tine Rahel Völkers Bühnenbearbeitung von Gustave Flauberts Roman „Madame Bovary“ Premiere. Die Fassung der jungen Dramatikerin richtet ihr besonderes Augenmerk auf die Unmöglichkeit von Liebe und Freiheit in einer Gesellschaft, die alles nur nach dem Geldwert bemisst. Es inszeniert Nora Schlocker, und zwar mit Julischka Eischel und Alexander Fehling als Emma und Charles Bovary, zwei Jungstars am Berliner Theaterhimmel. Sehr spezielles Kulturgeschütz fährt in dieser Woche außerdem die Staatsoper auf, die zurzeit renovierungsbedingt im Charlottenburger Schiller-Theater logiert. Dort hatte gestern Abend Hans Werner Henzes Liederzyklus „El Cimarron. Biografie des geflohenen Sklaven Esteban Montejo“ Premiere, das auf Texten Hans Magnus Enzensbergers von 1969 beruht – 15 Lieder aus Prosatexten über einen kubanischen Sklaven, der nach der Revolution die Freiheit erlangte. Wieder zu sehen am Freitag. Zwischen Musik und Tanztheater oszilliert der Abend „Chaconne – Die Stadt im Klavier“ des japanischen Duos Yui Kawaguchi und Aki Takase. Yui Kawaguchi tanzt, Aki Takase ist eine Jazzpianistin, und gemeinsam loten sie bildmächtig die Grenzen und Übergänge zwischen den Künsten aus. Donnerstag bis Sonntag in den Sophiensælen (Sophienstraße 18).