DAS DING, DAS KOMMT
: Niedlich geht immer

Ohne KATZENFOTOS gäbe es dieses Internet doch gar nicht. Zumindest nicht, wie wir es kennen

Überall Katzen. Auch wenn der letzte – oder bei Erscheinen dieses Textes schon wieder vorletzte – heiße Scheiß irgend ein anderes, das Kindchenschema bedienendes Getier sein dürfte: An Katzen kommt nicht vorbei, wer sich sehenden Auges im Internet umtut. Dass die schnurrbehaarten Haustiere das World Wide Web „regieren“, ja, dass sie der eigentliche Grund dafür seien, dass es das Netz überhaut gibt: Diese Idee geisterte vor ein paar Jahren durch die elektronische Welt; wesentlich verantwortlich war dafür der Netz-Forscher Ethan Zuckerman mit seiner „Cute Cat Theory of Digital Activism“. Später suchten dann aber auch ganz und gar vor-digitaler Taschenbücher ein Stück von diesem Kuchen abzubekommen.

Ob jene Katze, deren schwarz-weißes Gesichtsfell entfernt an Bart und Scheitel von Adolf Hitler erinnerte, ob „Grumpy Cat“ oder die unzähligen Variationen des Witzes, wonach Katzen nicht sonderlich sicher seien in Sachen Grammatik („I can has cheezburger“, „I cannot brain today – I has the dumb“): Für die anhaltende Popularität gibt es reichlich Indizien.

Selbst bei der deutschsprachigen Facebook-Gemeinschaft „Ich bin nur der Mitbewohner meiner Katze“ steigt die Zahl derjenigen, die „Gefällt mir“ anklicken, unablässig. Dort ist bestens aufgehoben, wer sich gar nicht satt sehen kann an Katzenbabys, die die Zunge herausstrecken oder mit dem putzigen Gesichtchen nach unten im Futternapf liegen.

„Katzen gehen immer“, so überschreibt, irgendwie folgerichtig ,die Galerie Affenfaust in Hamburg-St. Pauli ihre jetzt eröffnende Gruppenausstellung: 19 Künstlerinnen und Künstlern habe man aufgetragen, das „prominente Tier“ neu zu interpretieren: „Irgendwas mit Katzen“.

Zu sehen sind nun abstrakte Bildhauerarbeiten und stadtteiltypische „low brow“-Kunst, realistische Malerei oder auch Graffiti. „Was zunächst wie die Improvisationsaufgabe eines Kunstleistungskurses klingen mag“, so lassen die Gastgeber verlauten, „wird ein pulsierendes, extravagantes Resultat hervorbringen, welches durch die Einflüsse verschiedener Strömungen aus der Urban Art nur noch wenig mit Porzellanskulpturen und Postkarten zu tun hat.“

Wer all das sehen will, muss allerdings vor die Tür gehen. Andererseits: Das Internet passt ja inzwischen auch in jede Hosentasche.  ALDI

■ „Katzen gehen immer“: Eröffnung 12. 7., 20 Uhr, Affenfaust, Detlev-Bremer-Straße 15, Hamburg; bis 26. 7.