Ein Pfund pro Wauwau täglich

GASSIBEUTEL SOLL KOMMEN

Ihre renitenteste Ausprägung finden die Berliner in Gestalt des Hundemenschen

Laut Berliner Morgenpost hinterlassen die 100.000 in Berlin gemeldeten Hunde täglich 55 Tonnen Exkremente. Das ist über ein Pfund pro Wauwau. Aufeinandergeschichtet, wäre der Berg vom Mond aus zu sehen oder zumindest zu riechen. Kein Wunder also, dass der jetzt vorliegende Entwurf zum neuen Berliner Hundegesetz eine Verschärfung der Beseitigungspflicht vorsieht: das obligate Mitführen von „Gassibeuteln“. Ein Verstoß dagegen kann mit bis zu 300 Euro Bußgeld geahndet werden.

Ein schlauer Winkelzug der notorisch klammen Kommune. Konsequent durchgezogen, bedeutet er bereits bei einem Stuhlgang pro Hund und Tag fast 11 Milliarden Euro Mehreinnahmen im Jahr: Geld für den Flughafen, für undichte Schuldächer und auch für weitere potenzielle Bauvorhaben – Stadtschloss, Mickymausmuseum, Denkmal des weinenden Hundebesitzers.

Denn natürlich werden sich die Berliner, die in Gestalt des Hundemenschen seit je ihre renitenteste Ausprägung finden, widersetzen. Ihr erster Trick: Was gilt überhaupt als Gassibeutel? Solange das nicht braun auf weiß im Hundegesetz festgelegt ist, „Nach BeHuG, Paragraf X, Absatz Y hat der vom Hundehalter verpflichtend mitzuführende Hundekotträger – im Volksmund: ‚Gassibeutel‘ – aus dem Material Polyplastolan zu bestehen sowie eine Flächengröße zwischen 100 x 170 mm und 300 x 400 mm aufzuweisen, wobei der Träger an drei Seiten geschlossen, an der vierten jedoch luftdicht verschließbar sein muss“, scheint Ausflüchten weiterhin Tür und Tor geöffnet.

„Hier, das ist mein Gassibeutel“, wähnen sie sich listig und deuten auf ihre Gucci-Tasche, die Nudelsalatschüssel oder die Urne mit dem lieben Mütterlein. Aber sie haben nicht mit der noch größeren List des Ordnungsmenschen gerechnet: „Dann führen Sie uns nun doch bitte mal das sachgerechte Funktionieren Ihres, ähem, ‚Gassibeutels‘ vor.“

Und zack, geschnappt und einkassiert. Doch das gilt mal wieder nur für harmlose Mittelschichts- und Punkermädchenwuffis. Die anderen behalten ihren Freifahrtschein. Denn warum die Vollstrecker in Zukunft weniger Angst vor Psychopathen haben sollten, „nur“ weil sie diese statt auf den Hundehaufen auf das Fehlen des Beutels hinweisen, bleibt unklar. Die Wut der Delinquenten dürfte, im Gegenteil, noch zunehmen.

Oder, wie der Berliner sagt: Ab jetzt gibt es so richtig auf die Fresse. ULI HANNEMANN