Jubel für den Verlierer

Bei der Handball-Weltmeisterschaft verliert der Außenseiter Angola in Kiel gegen Norwegen, bekommt aber trotzdem Applaus. Für die Dänen geht es heute Abend gegen Norwegen um alles

VON CHRISTIAN GÖRTZEN

Für drei Minuten waren Sergio Lopes und Belchior Kamuanga Helden. Das Publikum in der Kieler Ostseehalle feierte die beiden Angolaner, die gerade für ihre hoffnungslos unterlegene Handball-Nationalmannschaft gegen Norwegen drei Tore in Folge erzielt hatten.

Dass die Norweger in der ersten Viertelstunde der zweiten Halbzeit neun Treffer nacheinander erzielt hatten, spielte in diesem Moment keine Rolle mehr. Über 10.000 Zuschauer jubelten den beiden zu, und sie genossen diesen Moment. Sie taten auch gut daran. Unter dem Strich blieb eine 13:41-Niederlage stehen.

In Afrika gilt Angola als Sportnation, auch wenn dies mehr an den Erfolgen im Basketball und im Fußball liegt als am Handball. Im Basketball gehört Angola unter den zweitklassigen Mannschaften zweifellos zu den Besseren – eine Erfahrung, die auch das deutsche Team bei der WM in Japan machen musste, als es sich erst nach dreimaliger Verlängerung mit 108:103 durchsetzte. Und im Fußball hatte sich das zentralafrikanische Land für die Weltmeisterschaft 2006 qualifiziert. Dass es schon nach der Vorrunde wieder nach Hause ging, war da nicht weiter schlimm.

Handball dagegen fristet in Angola ein Schattendasein. Bei der WM werden die Angolaner den letzten Platz in ihrer Gruppe kaum vermeiden können. „Wir wussten, dass Norwegen ein gutes Team besitzt, aber wir haben auch viele Fehler gemacht, es war ein schlechtes Spiel von uns“, sagte Angolas Co-Trainer Nascimento. An dem ungewohnten Umfeld – immerhin spielt das Team nicht jeden Tag vor 10.000 Zuschauern – habe es aber nicht gelegen, beteuerte Nascimento. „Ich glaube nicht, dass das Publikum der große Faktor war.“

Die Stunde der Angolaner schlage im weiteren Turnierverlauf, wenn es im Presidents Cup mit weiteren elf in der ersten Runde ausgeschiedenen Teams um eine möglichst gute Platzierung geht, meinte der Co-Trainer. „In der zweiten Phase des Turniers wird es Mannschaften geben, die auf unserem Niveau sind.“ Damit dürfte er Australien, Katar, Kuwait, Grönland oder Argentinien gemeint haben.

Eventuell wird auch eine Mannschaft am Presidents Cup teilnehmen müssen, die vor dem Turnier ganz andere Ziele gehabt hat: Dänemark, das bei den letzten drei Europameisterschaften immer Bronze gewonnen hatte, wollte auch bei der WM um die Medaillen spielen. Doch nach der 29:30-Niederlage im Auftaktspiel gegen Ungarn steht der Mitfavorit gewaltig unter Druck. Verliert Dänemark heute Abend gegen Norwegen, geht es nur noch um eine gute Platzierung im tristen Mittelmaß. 9.000 dänische Fans verließen am Sonnabend tief enttäuscht die Ostseehalle. „Es war eine tolle Kulisse, die Stimmung war unglaublich. Die dänischen Zuschauer haben alles gegeben, nur leider konnten wir es ihnen nicht zurückgeben“, sagte der dänische Nationalspieler Lars Christiansen, der in der Bundesliga bei der SG Flensburg-Handewitt spielt. Für ihn und seine Vereinskollegen Sören Stryger, Joachim Boldsen und Michael Knudsen geht es heute Abend um alles.