Folter durch Separatisten und Armee

UKRAINE Amnesty erhebt schwere Vorwürfe gegen beide Seiten

LONDON/DONEZK/KIEW dpa/ap | Amnesty International wirft den bewaffneten Separatisten und regierungstreuen Truppen in der Ostukraine gravierende Menschenrechtsverletzungen vor. Die Menschenrechtsorganisation spricht in einem Bericht von „immer mehr Beweisen“ für Folter und Menschenraub dort. In den letzten drei Monaten seien Journalisten, Aktivisten und Demonstranten schwer verprügelt und auf andere Weise gefoltert worden, teilte Amnesty am Freitag in London mit.

Der Bericht beruhe auf Informationen, die ein Amnesty-Team in den vergangenen Wochen in der Ostukraine recherchiert habe. „Die meisten Entführungen gehen auf das Konto von bewaffneten Separatisten“, sagt Denis Krivosheew von Amnesty International, Vizedirektor für Europa und Zentralasien. „Die Opfer wurden oft brutal geschlagen und gefoltert. Aber auch seitens der regierungstreuen Kräfte haben wir Menschenrechtsverletzungen dokumentiert.“ Hunderte von Entführungen gebe es demnach in der ganzen Ostukraine, in den Regionen Donezk und Lugansk. Genaue Zahlen kenne niemand.

Bei einem Angriff prorussischer Separatisten in der Ostukraine sind einem Medienbericht zufolge mindestens 30 Soldaten getötet worden. Die Rebellen hätten Raketen auf Stellungen der Armee gefeuert, berichtete die ukrainische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf einen Sprecher des Innenministeriums.

Derweil befürwortete Präsident Petro Poroschenko in einem Telefonat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel ein Treffen der Konfliktparteien. Die Führung in Kiew sei bereit zu Gesprächen mit den Separatisten über eine Waffenruhe.