Hillary Clinton steigt ins Rennen ein

Die ehemalige First Lady plant ihre Rückkehr ins Weiße Haus. In Umfragen liegt sie deutlich vor Barack Obama, ihrem demokratischen Mitbewerber. Gesundheit, Umwelt und Energieversorgung sind ihre Themen für den Wahlkampf

AUS WASHINGTON ADRIENNE WOLTERSDORF

„Ich bin drin!“ Dies kündigte die frühere Frist Lady der USA, Hillary Clinton, am Samstag per SMS und auf ihrer Homepage an. Ihre offizielle Bewerbung für die US-Präsidentschaft wurde seit Tagen von der US-Öffentlichkeit erwartet. „Ich bin dabei, um zu gewinnen“, erklärte die 59-jährige Senatorin der Demokratischen Partei. Laut einer aktuellen Umfrage der US-Tageszeitung Washington Post liegt Clinton in der Wählergunst deutlich vor Barack Obama, ihrem Mitbewerber um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten. Bei den Republikanern kündigte der erzkonservative Senator des US-Bundesstaates Kansas, Sam Brownback, seine Kandidatur an.

Im Vergleich zu den anderen sieben demokratischen Bewerbern, darunter Obama und John Edwards, für die Wahlen 2008 ist Hillary Rodham Clinton die erfahrenste. Sie verfügt über das größte Fundraising-Netzwerk und hat bereits acht Jahre Erfahrungen im Weißen Haus sammeln können. Doch dass alles garantiert ihr keine sichere Nominierung der Demokraten. Sie mache sich weniger Sorgen um einen Wahlsieg im Präsidentschaftsrennen als um die Nominierung durch ihre Partei, soll Clinton politischen Freunden gesagt haben, wie die New York Times schreibt.

Auf ihrer Webseite hat Clinton Amtsinhaber George W. Bush scharf angegriffen. In den fast zwei Jahren bis zur Wahl werde sie als Senatorin alles ihr Mögliche unternehmen, um den „Schaden“ zu begrenzen, den Bush bis dahin noch anrichten könne. Aber nur ein Wechsel an der Spitze werde es ermöglichen, die Bush-Fehler zu korrigieren, dem Land Hoffnung und Optimismus zurückzugeben und „Amerikas Stellung als angesehene Führungsmacht in der Welt wiederzuerlangen“. Zum Auftakt ihrer Kampagne will sich Clinton ab heute drei Abende lang im Internet einer Live-Debatte stellen.

Hillary Clinton meldete Reformbedarf bei der Gesundheitsversorgung, dem Umweltschutz und der Sicherung der Energieversorgung an. Zu ihren Verdiensten zählt die Homepage der Politikerin unter anderem die Verbesserung der Gesundheitsversorgung der Kinder, die Stärkung der Frauenrechte und die Verhinderung von Bushs Plänen für eine Privatisierung der Sozialversicherung.

So kurz im Rennen, sieht sich Clinton schon durch Obama heftig bei der Jagd nach der wichtigsten Ressource herausgefordert: Nur Stunden nach seiner offiziellen Kandidatur am Dienstag schickte George Soros, New Yorker Milliardär und Philantrop, Obama einen ersten Scheck. Obama, 45, führte noch am Dienstag mehrere Telefonkonferenzen mit potenziellen Geldgebern an der Ost- und Westküste der USA, darunter Unterstützer Clintons. Beide Kandidaten müssen, wollen sie ernst genommen werden, noch in diesem Jahr mindestens 75 Millionen Dollar (rund 57 Mio. Euro) an Wahlkampfspenden eintreiben.

Im Falle ihrer Nominierung wäre Hillary Clinton die erste Frau, die die demokratische Partei ins Rennen schickt, sowie die erste ehemalige First Lady, die eine Rückkehr ins Weiße Haus versucht. „Sie ist die erste Frau in unserer Geschichte, die von jedem ernst genommen werden wird“, urteilte die Politologin Ruth Mandel von der Rutgers University.

Laut Umfrage der Washington Post sprachen sich 41 Prozent für Clinton und 17 Prozent für Obamas Kandidatur aus. Unter den republikanischen Kandidaten führte der ehemalige Bürgermeister von New York, Rudy Giuliani, mit 34 Prozent vor Senator John McCain, der auf 27 Prozent kam.

Die Liberale Clinton wirke polarisierend, heißt es immer wieder. Nach einer Umfrage des Senders CBS News von Januar haben 38 Prozent aller Wahlberechtigten und sogar 78 Prozent der Republikaner einen entschieden negativen Eindruck von ihr. Demnach trauen viele Befragte ihr nicht zu, das durch George Bushs Politik zutiefst gespaltene Land wieder zu einen, geschweige denn republikanische Wählergruppen für einen Wahlsieg zu umwerben. Eine Hypothek Clintons sei zudem, dass die Senatorin die US-Invasion in den Irak im Jahr 2003 unterstützt hatte.

Bei den Republikanern meldete sich Sam Brownback, 50, am Samstag als Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur an. Der als erzkonservativ geltende Politiker will sich nach eigenen Angaben für eine stärkere Rolle der Familie einsetzen und die Armut in den USA bekämpfen.