„Kinder lachen auch mal“

TV Das Fernsehen zeigt zu später Stunde eine Doku über das Projekt „Trauerland“ aus Bremen

■ ist Korrespondentin des ZDF in Bremen.

taz: Wie trauern Kinder, Frau Komm?

Sabine Komm: Ganz anders als Erwachsene. Sie trauern nicht nonstop, springen in die Trauer hinein und auch wieder heraus. Während Erwachsene eher viel und oft über ihre Trauer reden wollen, lachen Kinder auch mal – und sind im nächsten Moment dann voller Schmerz. Sie verarbeiten das nicht unbedingt übers Reden, drücken ihre Trauer anders aus. Manche Angehörige sind damit überfordert.

Wie kamen Sie dazu, das in einer TV-Doku zu verarbeiten?

Es ist ein Thema, wo viele nicht so genau hingucken. Trauer und Tod sind bei uns immer noch Tabuthemen. Zudem ist das in Bremen entstandene „Trauerland“ eine bundesweit einmalige Einrichtung. Die Gründerin, Beate Alefeld-Gerges, eine Sozialpädagogin, ist selbst betroffen, weil ihre Zwillingsschwester ermordet worden ist. In dem Film haben wir einen Jungen begleitet, dessen Bruder sich erhängt hat, und zwei Zwillingspaare, die Angehörige durch Unfall beziehungsweise Krankheit verloren haben.

Wie haben die aufs Fernseh-Team reagiert?

Ich hatte anfangs Angst, die Menschen zu so sensiblen Themen zu befragen. Aber sowohl die Eltern als auch die Kinder waren sehr offen, auch in ihren Antworten. Das fand ich toll. Ein Kind hat gesagt: Trauer hat für ihn die Farbe blau.

Ist das Trauerland eine Art von Therapie?

Nein. Es versteht sich nicht so. Das Angebot ist sehr offen. Kinder können selbst entscheiden, ob sie spielen oder reden wollen, toben oder trauern. Wichtig sind ihnen trotzdem die Rituale in diesen Trauergruppen, zum Beispiel die Begrüßungsrunde mit Klangschale. Die Trauerarbeit wird dort in ein Spiel gepackt. Da reden auch mal jene, die zuvor – von ihren Eltern zum Psychologen geschickt – geschwiegen haben. INT.: JAN ZIER

0.35 Uhr, ZDF und in der Mediathek