KOMMENTAR: JAN KAHLCKE ÜBER WERKSCLUBS IM PROFIFUSSBALL
: Wohltaten auf Umwegen

Werksclubs könnten den Wettbewerb viel dramatischer verzerren als angenommen

Schon am Beginn der Ermittlungen scheint klar: Telekom-Manager haben versucht, sich einen Vorteil im Wettbewerb um VW-Aufträge zu verschaffen, indem sie das VW-Spielzeug VfL Wolfsburg pampern. Eine raffinierte Variante der Bestechung: Niemand muss sich die Hände mit Geld schmutzig machen, das ihm nicht zusteht.

Ein Bestechungsversuch ist es dennoch: Geschädigt worden wäre zumindest die Konkurrenz der Telekom um die IT-Aufträge von VW. Vielleicht auch VW selbst, wenn statt des günstigsten der großzügigste Anbieter den Auftrag bekommen hätte.

Aber der gescheiterte Bestechungsversuch macht noch ein anderes Problem deutlich: Wenn beim VfL Wolfsburg Sponsoren nur deswegen Schlange stehen, weil sie sich Vorteile bei der Konzernmutter VW erhoffen, wird die Bundesliga-Konkurrenz ein weiteres Mal benachteiligt. Bislang machten die direkten „Investitionen“ des Konzerns in den Club dessen Wettbewerbsvorteil aus. Die aktuelle Affäre deutet darauf hin, dass die Wettbewerbsverzerrungen durch so genannte „Werksclubs“ viel dramatischer sein könnten, als bisher gedacht.

Ein gutes Argument für den Erhalt der „50+1“-Regel, nach der niemand mehr als 49 Prozent der Anteile an einem Bundesligaclub halten darf. Sonst bekommt Hannover 96 nach der Komplettübernahme durch „Hörgeräte Kind“ irgendwann plötzlich Sponsoren aus der Mikrofonbranche.