LESUNG: Algerische Spiegelungen
Die Autorin lebt im französischen Exil, und ihr Protagonist tut es auch: Mohamed Ben Mokhtar, Hauptfigur des jüngst erschienen Romans „Das Sexleben eines Islamisten in Paris“ der Algerierin Leila Marouane, sucht spät – mit 40 – aus verschiedenen Verkrustungen auszubrechen, die ihm bis dato nicht bedeutend schienen: aus der Fürsorge seiner Mutter, mit der er in einem Vorort von Paris lebt. Aus seiner frömmigkeitsbedingten Abstinenz außerdem, aufgrund derer er sich – obwohl kein Fanatiker – weltliche Vergnügungen verbot. Das soll nun anders werden, von europäischen Frauen will er Freiheit und Freizügigkeit lernen – aber immer wieder zieht es Frauen seines eigenen Kulturkreises zu ihm, die sich letztlich verweigern und innere Befreiung unmöglich machen. Ein spannendes Spiel mit oszillierenden Identitäten ist dieser Roman – und die Dokumentation eines immer wieder scheiternden Versuchs, die eigenen Konditionierungen abzulegen. PS
■ Fr, 18. 2., 20 Uhr, Literaturhaus, Schwanenwik 38
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