hamburger szene
: Andenken an Deutschland

Man kann ja auch Taxifahren. Aber meine Liebste sagt in diesem ultimativen Ton: „Mein Koffer ist sooo schwer.“ Gut, ich hole sie vom Bahnhof ab. Natürlich ist es knapp. Die Ampelschaltung zwingt einen förmlich, mit 80 Sachen bei dunkelgelb in den Glockengießerwall zu rauschen. Kein Grund, dass der hinter mir ständig auf- und abblendet. Ach so, mein Rückspiegel hat das Blaulicht und die roten „STOP!“-Lettern abgeschnitten. 140 Euro, denke ich, überschlägig.

Ich steige aus. „Setzen Sie sich wieder in den Wagen“, tönt es aus dem Streifenwagen. Die haben zu viele Ami-Filme gesehen. „Mein Problem ist, dass ich in einer Minute jemand vom Bahnhof abholen muss“, versuche ich die Sache zu beschleunigen. „Ihr Problem ist ein ganz anderes“, sagt die Beamtin kühl. „Ihre halbe Lichtanlage ist ausgefallen.“ Ich muss mir das Grinsen verkneifen. „Oh je!“, sage ich. Und: „So ein Mist!“ Haben die wirklich wie hypnotisiert auf meine Rücklichter geblickt und dabei den Tacho ganz vergessen?

Mein Handy summt. „Komme sofort“, murmele ich, „bin in eine Kontrolle geraten.“ Die Polizistin will den großen Lichttest machen und als ich nicht sofort reagiere, guckt sie, als wäre ich nicht ganz dicht. „Herr Kahlcke???“, poltert sie. „Hätten Sie was gegen eine freiwillige Alkoholkontrolle einzuwenden?“ Natürlich nicht. Von wegen freiwillig. Hat sie meine Fahne aus alkoholfreiem Bier gerochen? Oder denkt sie, ich würde mit meinem Armaturenbrett sprechen?

„Haben Sie schon mal einen Alkoholtest gemacht?“ fragt der schneidige Kollege. „Ja“, sage ich. „Aber nicht in Deutschland.“ 0,0 Promille. „Einen schönen Abend noch“, säuselt der Glatzkopf und drückt mir das Mundstück in die Hand: „Hier, ein Andenken an Deutschland.“ JAN KAHLCKE