Dabei sein ist alles

Damit Frankreich nicht mehr Anteile an Airbus gewinnt, muss Bremen 30 Millionen Euro investieren. Ob der Standort so gesichert werden kann, ist unklar. Dennoch herrscht große Einigkeit in der Stadt

von Jan Zier

Am Ende hatte Bremen keine andere Wahl, als bei EADS einzusteigen. Nicht wegen der rund 10.000 Arbeitsplätze, die am Standort Bremen hängen. Nicht weil Airbus mit rund 3.400 Beschäftigten in Bremen der zweitgrößte private Arbeitgeber der Stadt ist. Sondern weil es die deutsche Bundesregierung so wollte. „Es darf keine Schieflastigkeit zugunsten Frankreichs entstehen“, sagte auch Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) gestern, nach einem Treffen mit dem Airbus-Betriebsräten im Rathaus. Man habe alles daran setzen müssen, dass das 7,5-prozentige Aktienpaket von DaimlerChrysler nicht in französische Hände falle.

Also steigt Bremen bei dem Flugzeugbauer ein, gemeinsam mit Hamburg und Niedersachsen. Noch ist der Kaufvertrag nicht unterschrieben, doch schon bald wird Bremen einen Anteil von 0,15 Prozent am EADS-Konzern halten – Kosten: 30 Millionen Euro. „Wir wollen damit auf Entscheidungen Einfluss nehmen, die noch gar nicht gefallen sind“, heißt es dazu aus dem Rathaus.

Damit ist das Sparkonzept „Power 8“ gemeint, mit dem die EADS-Tochter Airbus in den kommenden Jahren Kosten in Milliardenhöhe einsparen will. Details dazu sind nicht vor Ende Februar zu erwarten, auch die Betriebsräte aus dem Bremer Werk mochten gestern nicht spekulieren. Airbus steckt wegen Problemen bei der A 380-Fertigung in der Krise – „Managementfehler“, wie Böhrnsen nicht müde wird zu betonen. Der Standort Bremen hingegen sei „hervorragend aufgestellt“, glaubt Böhrnsen, die MitarbeiterInnen „hervorragend motiviert“, sagt der Betriebsrat. Doch im vergangenen Jahr verlor der Flugzeugbauer erheblich an Marktanteilen, verkaufte 250 Flugzeuge weniger als 2005.

Böhrnsen will „nicht warten“, bis unter dem französischen EADS-Chef Louis Gallois über Stellenabbau oder Werksverkäufe entschieden wird – „fernab“ vom zweitgrößten deutschen Airbus-Standort. Zwar sei Bremen auch nach dem Deal „nicht großartig mit Stimmrechten ausgestattet“. Dennoch sieht sich die Landesregierung für die zu erwartende Auseinandersetzungen „gut gerüstet“. Es sei das Signal, das zähle, sagt der Bürgermeister: „Wir sind dabei.“

Und alle sind sie dafür in Bremen. Die CDU lobte die Investition als „positiven Beitrag für den Erhalt von rund 10.000 Arbeitsplätzen“. Die Gewerkschaften sprechen von „einer wichtigen industriepolitischen Entscheidung für Bremen“. Und die grüne Opposition sieht das genauso. Selbst Bernhard Zentgraf vom Bund der Steuerzahler spricht sich nicht strikt gegen eine staatliche Intervention bei EADS aus.

Man „bedauere“, dass die Nordländer keinen anderen Weg gesehen hätten, sagt Zentgraf. Doch seien die Deutschen unter „Zugzwang“ gewesen – und in Frankreich sei man in Fragen der Industriepolitik eben „staatsgläubiger“ als hierzulande. Also habe man reagieren müssen. Dennoch sieht er ein „schwer kalkulierbares“ Risiko: „Der Staat kann dauerhaft keine Industriearbeitsplätze sichern“, sagt Zentgraf, „das hat noch nie funktioniert“. Und wenn EADS dann wieder in der Krise stecke, könne sich die zeitlich befristete Investition schnell zu „Dauersubventionen“ auswachsen, so Zentgraf. Für Bremen könnte es dann wieder heißen: „Wir sind dabei.“