heinz rudolf kunze, grand-prix-bewerber
: Der Sänger Gottes

Es war beim Evangelischen Kirchentag in Hannover, da ging ein Lied von Mund zu Mund: „Mehr als dies / mehr als jetzt und mehr als hier / mehr als dies / und mehr als wir“, lautete der rätselhafte Refrain, gesungen von einer Stimme wie Schmierseife. Es war die Stimme von Heinz Rudolf Kunze, und was er da sang, war das von ihm selbst geschriebene Kirchentagslied.

Der Spott, der damals auf ihn niederging, muss ihn gewurmt haben. Kunze schwor sich, bald wieder von sich hören zu lassen. Und Schwupp! – schon es ist passiert. „Rockmusiker Heinz Rudolf Kunze (50) will für Deutschland singen“, meldete gestern die dpa. Kunze tritt bei der Grand-Prix-Vorentscheidung nächste Woche im Hamburger Schauspielhaus an, gegen den „Swing-Musiker“ Roger Cicero sowie die Mädchen-Band „Monrose“.

Die hat sich die Teilnahme am Grand Prix durch die Leiden verdient, die sie auf Pro Sieben bei der Casting-Show „Popstars“ durchmachen musste. Heinz-Rudolf Kunze ließ andere leiden, 27 Alben gehen auf sein Konto, und es ist kein Ende in Sicht. Kunze, den man auch den „Dichter und Denker des Deutschrock“ nennt, ist keiner, der einfach aufhört. „Heinz Rudolf Kunze wächst als ‚typisches Kleinbürgerkind‘ in einem auch tagsüber künstlich beleuchteten Kellerraum auf“, schreibt Wikipedia über die Kindheit des Sängers. Damit er nie mehr zurück in den Keller muss, rockt Kunze weiter, auch wenn sein Rock längst mausetot ist. Für sein Lebenswerk bekommt er im Oktober sogar den Praetorius-Musikpreis des Landes Niedersachsen.

Heinz Rudolf Kunze passt zum Grand Prix wie die Faust aufs Auge. „Ich gehe an die gesamte Veranstaltung mit einem hohem Spaßfaktor ran“, kommentiert Kunze seine Bewerbung. Beim Kirchentag trug er einen Nadelstreifenanzug und ein Goldkettchen. Ob er dieses Outfit für seinen Grand-Prix-Song „Die Welt ist Pop“ wieder hervorholt? Am Ende könnte es ihm noch zum Vorteil gereichen. Schließlich waren beim Grand-Prix-Finale in den letzten Jahren die vielen osteuropäischen Länder stimmentscheidend. Andererseits sollte man die Osteuropäer auch nicht unterschätzen. WIE