Computerschau steht vor Schrumpfkur

Die Cebit öffnet 2008 nur noch sechs statt sieben Tage lang. Mit einem Umbau soll die Talfahrt des Branchen-Schaufensters gestoppt werden: Man hofft auf mehr Fachpublikum und weniger „Plastiktütenträger“

Ernst Raue trank erst mal ein Glas Wasser, um dann mit Worten wie „Effizienzsteigerung“, „Kostenoptimierung“ und „Paradigmenwechsel“ recht mühsam zu beschreiben, dass gespart werden müsse. Raue, Vorstandsmitglied der Deutschen Messe AG, hatte gestern leichte Aufgabe: Er musste den versammelten Journalisten verkaufen, dass die Computerschau Cebit zwar vor einer Schrumpfkur steht, aber trotzdem weiter „Leitmesse“ und weltgrößte Schau der Informations- und Technologiebranche bleiben soll.

Nun soll die Cebit nicht nur im kommenden Jahr um einen Tag auf sechs verkürzt werden. Auch die Zahlen für die diesjährige Messe vom 15. bis 21. März sind nicht eben glänzend: Raue erwartet nur noch „knapp“ unter 6.000 Ausstellern – 2006 waren es noch über 6.200. Im Rekordjahr 2001 hatten sich sogar noch 840.000 Besucher bei den damals 8.100 Ausstellern getummelt. Im vergangenen Jahr 2006 waren dann nur noch 434.000 Besucher gezählt worden.

Der Rückgang liege an den Fusionen in der Branche, aber auch schlicht daran, dass die „Geräte immer kleiner werden“, erklärte Raue. Allerdings haben die Cebit-Leute auch registriert, dass die Marketing-Etats der IT-Branche immer straffer werden. Beobachter warfen ihnen zuletzt vor, dass die Messe AG zu wenig in Übersee präsent sei. Die Cebit kämpft ferner mit der Konkurrenz der Internationalen Funkausstellung in Berlin – die Verbraucherelektronik-Schau, die früher alle zwei Jahre stattfand, öffnet nun jährlich.

Konzerne wie Nokia, Motorola, LG und Konica Minolta, die früher auf ihren Ständen das Volk mit einem Riesen-Rummel beglückten, hatten in den vergangenen Monaten ihren Cebit-Auftritt abgesagt. Dabei geht es den Messe-Machern weniger um die „Plastiktütenträger“, also die Nerds und Familienväter, die früher die Hallen füllten. Nein, künftig wolle man sich stärker auf die Fachbesucher ausrichten: „Dies ist eine Business-Messe und bleibt eine Business-Messe“, betonte Raue. Gleichzeitig kündigte er an, dass in Verhandlungen mit der hannoverschen Hotelerie die zu Messezeiten verlangten Mondpreise reduziert worden seien. Auch die nämlich hatten in den vergangenen Jahren häufig für Verstimmung gesorgt.

Die Cebit gehe den „richtigen Weg in die Zukunft“, stand der Präsident des Branchenverbandes Bitkom, Willi Berchtold, Messe-Mann Raue bei. Und präsentierte Zahlen, die Wachstum verheißen: 70 Prozent der deutschen Informations- und Kommunikationsfirmen rechnen nach einer Umfrage des Branchenverbandes Bitkom im laufenden Jahr mit einem Umsatzplus. Der deutsche Markt, sagte Berchthold, werde 2007 um 1,6 Prozent wachsen – auf fast 149 Milliarden Euro. Weltweit erwartete er sogar einen Umsatz von sogar mehr als zwei Billionen Euro. KAI SCHÖNEBERG