Der Angeklagte schweigt weiter

Doppelmord ohne Leichen: Vor dem Landgericht Hannover eröffnete gestern der Prozess gegen Michael P., der seine Ex-Freundin und die gemeinsame Tochter ermordet haben soll. Mit einem Geständnis rechnet niemand

Dass er das ersehnte Geständnis nicht ablegen wird, ist schon klar, als Michael P. seine Personalien nennt. „Zwei Kinder“, gibt er zu Protokoll, „beide ein Jahr alt.“ Dann verfällt er in Schweigen. Michael P., Diplomkaufmann, leugnet weiter, seine Tochter Clara und deren Mutter Karen Gaucke ermordet zu haben. Seit vorigen Juni sind beide spurlos verschwunden. Gestern begann der Mordprozess vor dem Landgericht in Hannover.

Die Eltern der Vermissten sind angereist, um P. endlich zum Reden zu bringen. Sie wollen nur noch den Fundort der Leichen erfahren, um endlich einen Ort zum Trauern zu haben. Immer wieder haben sie über die Medien an den 38-Jährigen appelliert, das Versteck zu verraten. Das müssen sie sich nun zum Vorwurf machen lassen. Denn noch ist P. nicht verurteilt, und „die Nebenklage“, wettert Verteidigerin Hela Rischmüller-Pörtner, „verletzt die Unschuldsvermutung meines Mandanten eklatant“. Doch die Worte hallen nur nach, bis der Anwalt der Eltern das Wort ergreift. Die Achtung der Menschenwürde gelte auch für Opfer und deren Angehörige, sagt Matthias Waldraff. „Wenn meine Mandanten hinnehmen mussten, dass er schweigt, muss er hinnehmen, dass sie alle Mittel ausschöpfen.“

Gegen P. sprechen die Indizien: Am Abend ihres Verschwindens war er mit seiner Ex-Freundin verabredet. Die Polizei fand Blutspuren der damals 37-Jährigen in der Wohnung. Kurz zuvor hatte P. versucht, im Internet ein Bolzenschussgerät zu ersteigern. Und sich über eine Suchmaschine über „Mord durch Axt“ und die juristische Unterscheidung zwischen Mord und Totschlag informiert. Am Tattag lieh P. sich bei einer Autovermietung in Braunschweig einen Kombi, in dem später ebenfalls Blut von Gaucke gefunden wurde. Zahlreiche Suchaktionen nach den Leichen aber blieben erfolglos.

Gestern bestätigte der Hauptermittler der Polizei, dass P. den Doppelmord einem Mithäftling gestanden habe. Dessen Vernehmung endete mit einer weiteren Enttäuschung: Zur Frage des Verstecks konnte der Mann nichts sagen. Morgen erscheint er als Zeuge. Elke Spanner