Gegen Gaddafi

LIBYEN Festnahme eines Menschenrechtlers führt zu Protesten und Gewalt in der Stadt Benghasi

TRIPOLIS afp/rtr/taz | Die Proteste im arabischen Raum haben auf Libyen übergegriffen. Vor einem geplanten Tag des Zorns ging die Polizei in der ostlibyschen Stadt Benghasi in der Nacht zum Mittwoch gewaltsam gegen hunderte Demonstranten vor. Bei Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Gegnern des Machthabers Muammar al-Gaddafi wurden nach Krankenhausangaben 38 Menschen leicht verletzt.

Die Sicherheitskräfte seien eingeschritten, um Zusammenstöße zwischen Anhängern Gaddafis und „Saboteuren“ zu beenden, berichtete die Zeitung Kuryna, die dem Gaddafi-Sohn Seif al-Islam nahesteht. Die britische BBC meldete, die Polizei habe Tränengas, Wasserwerfer und Gummigeschosse eingesetzt.

Auslöser der Proteste war die Festnahme des Anwalts Fethi Tarbel. Er arbeitet mit Familien zusammen, deren Angehörige im berüchtigten Gefängnis Abu Salim in Tripolis inhaftiert sind. Dort sind Regierungsgegner und Islamisten eingesperrt. Angehörige von Gefangenen forderten am Dienstagabend Tarbels Freilassung mit einer Sitzblockade. Der Jurist kam frei, die Zahl der Demonstranten wuchs dennoch weiter an. Sie riefen Parolen wie: „Das Volk wird die Korruption beenden.“

Gestern war die Lage in Benghasi wieder ruhig. Das Staatsfernsehen übertrug am frühen Morgen live, wie hunderte Anhänger Gaddafis durch libysche Städte zogen. Die Regierung kündigte die Freilassung von 110 inhaftierten Islamisten an.