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: Geldscheine in der Sinnkrise

In Deutschland tauchen immer mehr Geldscheine auf, die bei Berührung einfach zerbröseln. Das ist nicht gut. Oder vielleicht doch?

Erstmals wurde am 21. Juni in Berlin ein auf mysteriöse Weise zerstörter 20-Euro-Schein bei der Landesbank abgegeben. Was für Graf Dracula das Sonnenlicht, das bedeutete für diese Banknote die Berührung mit der Hand: die sofortige Zerbröselung. Bis heute sind 1.500 ähnlich lädierte Banknoten zwischen fünf und 100 Euro aufgetaucht, teilweise sogar frisch aus dem Geldautomaten.

Immer mehr Geldfreunde fürchten nun so etwas wie eine monetäre Epidemie – die sich auch auf die rund fünf Milliarden anderen Scheine ausweiten könnte, die derzeit allein in Deutschland im Umlauf sind. Vergleichbares ereignete sich zuletzt in den 20er-Jahren, als eine ominöse Geldpest den Wert all der schönen Reichsmarkscheine so lange in immer schwindelerregendere Höhen trieb, bis sich die ganze Währung plötzlich – paff! – in Luft auflöste. Experten sprachen damals von einer „Inflation“ und beruhigen, wegen präventiver finanzpolitischer Impfmaßnahmen sei dergleichen diesmal nicht zu erwarten.

Chemiker vermuten inzwischen, die Scheine könnten irgendwie mit einem Sulfat-Salz gepudert sein, das sich in Verbindung mit Feuchtigkeit zu Schwefelsäure entwickle. Aber was wissen Chemiker schon über Geld? Dabei war doch abzusehen, dass der „bargeldlose Zahlungsverkehr“ dünnhäutige Banknoten in die Selbstaufgabe treiben würde. Da hilft nur Quarantäne. Auf meinem Konto. FRA