Und in Kenia?

Auf Henrys T-Shirt prangt Kenias Flagge und „Ich bin schwul und stolz darauf“. Solche Offenheit ist in Kenia gefährlich. Seit einem Jahr gibt es dort einen Schwulen- und Lesbenverband, der beim Weltsozialforum (WSF) in Nairobi seinen ersten großen Auftritt hat. Sein Zelt gilt als sicher, obwohl manche Besucher ausfallend werden. „Auch unter Globalisierungskritikern gibt es viel Homophobie“, weiß Henry.Annika, die das Programm mit vorbereitet hat, will Kenianerinnen und Kenianern beim Coming-out helfen. „Kenia wird erst akzeptieren, dass es uns gibt, wenn wir uns auch zu erkennen geben.“ Auf dem WSF will sie außerdem den schwul-lesbischen Kampf um Anerkennung mit anderen Themen verknüpfen. „Armut etwa betrifft uns in besonderem Maße. Wer in Afrika offen schwul oder lesbisch ist, wird oft von der Familie verstoßen, aus der Schule geworfen oder verliert seinen Job.“ Kenias Strafgestz, das „widernatürlichen Sex“ verbietet, ist nach Meinung von Menschenrechtsorganisationen verfassungswidrig. Die Stimmung im Land ist so konservativ, dass sie von Vorstößen zur Liberalisierung abrät. Ein neues Gesetz könnte eher restriktiver werden. MARC ENGELHARDT, NAIROBI