: Facebook für Freizeitsportler
TREFFPUNKT Vier Studenten der Freien Universität wollen ein Online-Portal etablieren, auf dem sich Berliner Freizeitsportler verabreden können. Noch sind die Mitgliederzahlen zwar überschaubar – die jungen Gründer jedoch sind überzeugt von ihrer Idee
VON MATTHIAS BOLSINGER
Samstag früh schläft das studentische Berlin aus – oder feiert noch immer in den Clubs und Bars der Stadt. Wahrscheinlich ist das Tempelhofer Feld an diesem Morgen deshalb so verlassen. Nur auf einem der dortigen Fußballplätze bolzen bereits gut 20 junge Männer. Sie haben sich nicht zufällig getroffen: Ein neues Internetportal hat sie hier zusammengeführt.
Kiezsport 030 heißt das kleine, junge Online-Start-up, das Berliner Freizeitsportlern eine Plattform geben will. Vier Studenten haben es im Rahmen des jährlichen Funpreneur-Wettbewerbs an der Freien Universität gegründet, in dem Studierende erste Erfahrungen mit Unternehmensgründungen sammeln können.
Max Ficht ist einer von ihnen. „Wir wollen Leute in Kontakt bringen, die ohne große Verbindlichkeit miteinander Sport treiben wollen“, sagt er. Die Marke anmelden, die Homepage aufbauen, Sponsoren an Bord holen – nur fünf Wochen hatten die Studenten dafür Zeit, ihr Unternehmen aufzubauen.
Fünf Wochen sind wenig für ein so ambitioniertes Projekt: Die vier Gründer sehen in ihrem Unternehmen eine Art Facebook für Freizeitsportler. Über die Homepage von Kiezsport 030 können Interessierte ihre eigenen Sportevents veranstalten – etwa Läufe, Fußball- oder Volleyballspiele. „Darüber hinaus können die User ein eigenes Profil erstellen und sich gegenseitig Freundschaftsanträge stellen“, so Ficht. Auf diese Weise wolle man das Gemeinschaftsgefühl unter den Sportlern stärken. Allzu viele Anhänger hat diese Gemeinschaft allerdings noch nicht: Im Forum sind nach einem Monat gut 90 Menschen angemeldet. Und Sportevents aus der Mitgliederbasis? Fehlanzeige.
Nahezu alle Treffs – bis zu drei oder mehr in der Woche – haben die Gründer selbst angemeldet, um den Ball ins Rollen zu bringen. Noch nehmen die vier es sportlich: „So viel Sport in so kurzer Zeit habe ich noch nie gemacht“, sagt Max Ficht und lacht.
Das gilt wohl genauso für die Freunde und Freundesfreunde des Gründungsquartetts. Auch an diesem Samstag sind unter den Fußballern vor allem deren Bekannte. Immerhin: Einige von ihnen haben haben über die Homepage vom geplanten Match auf dem Tempelhofer Feld erfahren. Das ändert jedoch nichts daran, dass sich das junge Start-up nicht nur schwer damit tut, neue Mitglieder zu werben, sondern auch damit, die bereits geworbenen auch zu aktivieren.
Liegt es am Ende daran, dass es überhaupt keinen Bedarf nach solch einer Community gibt? Sind die Berliner sportlich bereits bestens vernetzt? Immerhin gibt es etwa bei Facebook schon mehrere Gruppen, in denen sich Interessierte unverbindlich zum Fußballspielen verabreden können.
Die Gründer sind dennoch überzeugt von ihrer Idee. Sie glauben, dass ihre Firma bisher vernachlässigte Gruppen ansprechen kann: frisch Zugezogene ohne soziale Kontakte, Gruppen, die für ein Spiel noch zu klein sind und daher spontane Mitspieler brauchen, sowie diejenigen, die kurzfristig nach einer Mitlauf- oder Mitspielgelegenheit suchen.
Um sie zu erreichen, verfolgen die Studenten verschiedene Strategien. Sie kontaktieren beispielsweise Unternehmen und bieten sich ihnen als Plattform für den Betriebssport an. Auch eine eigene App ist in Planung.
Aufgeben kommt für die Kiezsportler jedenfalls nicht infrage. Damit sind sie durchaus ein Sonderfall: Die Mehrzahl der im Funpreneur-Wettbewerb gegründeten Unternehmen streicht früher oder später die Segel. Im Gegensatz zu Kiezsport 030 planen sie oft nicht über den Wettbewerb hinaus. „Es ist nicht das Ziel des Wettbewerbs, dass die Firmen weiterbestehen. Es geht vielmehr darum, erste Erfahrungen bei der Unternehmensgründung zu machen“, sagt Marion Kuka von der Gründungsförderung der FU. Dauerhaften Erfolg hätten nur wenige Teilnehmer.
Dafür gebe es mehrere Gründe: die begrenzte Zeit der Studierenden, persönliche Unstimmigkeiten im Team oder logistische Herausforderungen. Und nicht zuletzt könnte auch die Idee selbst das Problem sein. Unter die zehn Finalisten des Wettbewerbs in diesem Jahr kamen die Kiezsportler jedenfalls nicht.
Letztendlich braucht das Start-up aber keine Lobeshymnen einer Jury – sondern ausreichend Zuspruch von Kunden.