Vollmundige Ankündigung

Der Senat hält den Plan der Bundesregierung, die Zahl der SchulabbrecherInnen zu halbieren, für unrealistisch

Offen kritisieren mochte Bildungssenator Willi Lemke (SPD) seine CDU-Kollegin aus der Bundesregierung, Annette Schavan, gestern nicht. Vielmehr habe er deren Ankündigung, die Zahl der SchulabbrecherInnen bis 2012 zu halbieren, „mit Interesse“ zur Kenntnis genommen, sagte er in der Bürgerschaft. Doch im Klartext heißt das: Das kürzlich von der Bundesbildungsministerin in einem Interview ausgegebene Ziel ist – jedenfalls in Bremen – ziemlich unrealistisch.

Zwar existiere der Begriff der „SchulabbrecherInnen“ in der bremischen Statistik nicht, sagt Lemke. Doch auf Nachfrage der Grünen rückte der Senat nun dennoch mit Zahlen heraus. 2001 verließen demnach 9,6 Prozent aller AbsolventInnen hierzulande die Schule, ohne zumindest einen Hauptschulabschluss in der Tasche zu haben. 2005 waren es immer noch 8,7 Prozent.

Das sind zwar weniger als in Hamburg, Berlin oder Niedersachsen, vermeldet Lemke stolz – jedoch geringfügig mehr als im Bundesdurchschnitt. „Die Zahlen sind immer noch eindeutig zu hoch“, räumt Lemke ein.

Schavan will eine „Bund-Länder-Offensive“, und auch Lemke will das „große Ziel gemeinsam erreichen“. Allerdings gebe es dafür bislang „kein Konzept“ aus Berlin. Und dem Bund sind seit der Föderalismusreform finanziell die Hände gebunden: SchulabbrecherInnen sind eine Angelegenheit der Länder. Indes „hält sich der Senat zugute“, nach Bekanntwerden der Pisa-Studie bereits allerlei Maßnahmen umgesetzt zu haben.

Selbst Pisa-Sieger Finnland verzeichne allerdings eine SchulabbrecherInnen-Quote von rund fünf Prozent, sagt Lemke – dieses Ziel will er sich auch für Bremen setzen, und schon das hält er für ehrgeizig. Keine Rede also von einer Halbierung. Doch auch die grüne Opposition im Landtag gibt sich damit zufrieden, am gestrigen Tag jedenfalls.

Jan Zier