Kettensägen-Minister weiter in der Kritik

Eine umstrittene Aktion und ihre Folgen: Die Deutsche Umwelthilfe sieht „Etappensieg“ gegen Sander

Von einem „ersten spektakulären Erfolg“ gegen Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) spricht die Deutsche Umwelthilfe (DUH), „Quatsch“ findet der Umweltminister selbst. Es geht um die „Kettensägen-Aktion“ im Nationalpark Elbtalaue, bei der Sander im vergangenen Jahr eigenhändig und vor laufenden Kameras eine Weide fällte, um das Gelände zu „entbuschen“.

Umweltschützer schrien auf, die DUH legte bei der europäischen Kommission Beschwerde gegen den „Kettensägen-Minister“ Sander ein. Brüssel prüft sogar, ob die EU ein Vertragsverletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland einleitet, weil Sander in der Kernzone des Biosphärenreservats frevelte. Mit einer Verfügung der Landesregierung sei die Kreisverwaltung in Lüneburg jetzt angewiesen worden, vor weiteren Kahlschlagaktionen die Übereinstimmung mit der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH) der EU zu prüfen, sagt die DUH.

Der „Minister stoppt sich selbst“, sagt Bundesgeschäftsführer Rainer Baake. Er freue sich „über den Etappensieg“, die Reaktion sei ein „großer Erfolg bei der Rettung eines der wenigen naturnahen Flussauengebiete“. „Skurril“ findet auch die SPD, dass Sander die Abholzaktion auf 25 Kilometern Uferlänge stoppte. Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) müsse endlich „diesen Herrn zur Räson bringen“.

Das Umweltministerium versteht die Kritik nicht. Nicht aus Angst vor der EU sei das umstrittene „Entbuschen“ gestoppt worden, sagt eine Sprecherin Sanders. Vielmehr hätten neue Daten über Weichholz, Auenwälder und Biberstandorten dazu geführt, dass vor weiteren Abholzungsaktionen eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt werden muss. ksc