Gebühren-Nervenkitzel
: Kopf hoch, Nichtzahler!

600 Gebühren-Boykotteure am kleinen Hochschulstandort Emden, gut 1.000 in Lüneburg, das ist nicht wenig. Die angeblich unpolitische junge Generation übt Formen des zivilen Ungehorsams. Auch wenn kein Boykott zustande kommt, müssten Politiker dies als Signal begreifen: Es besteht Handlungsbedarf.

KOMMENTARVON KAIJA KUTTER

So sozial verträglich wie einst versprochen, sind die Gebühren eben nicht. Sie schrecken, das zeigen erste Zahlen, Kinder aus bildungsfernen Schichten vom Studium ab, die sich keine Schulden aufbürden wollen. Diese Schulabgänger verdrängen dann andere vom Ausbildungsmarkt. Es gibt also Gründe dafür, die Zahlung abzulehnen.

Ganz ohne Risiko sind die Boykottaktionen nicht: Gerade auf dem Land, wo es um kleine Studierendenzahlen geht, besteht Gefahr, dass Politiker oder Rektoren Exempel statuieren. Da wundert es nicht, dass die hohe Quote nur mühsam zu erreichen ist. Aber auch die Anläufe auf dem Land haben mobilisierenden Charakter. An der großen Uni Hamburg und an anderen dortigen Hochschulen etwa könnten die Initiatoren ihr Ziel erreichen.

Die Macher der Gesetze müssten dann noch mal an den Verhandlungstisch. Bis klar ist, wie es weitergeht, bedeutet das Stress und Nervenkitzel für jene, die sich aufs Lernen konzentrieren sollen. Eine umsichtigere Hochschulpolitik hätte ihnen das erspart.