ISRAELS EINMARSCH IN DEN GAZA-STREIFEN HAT KEIN LANGFRISTIGES ZIEL
: Planloser Militäreinsatz

Wenn du Streit im eigenen Haus hast, suche den Konflikt mit dem Nachbarn. Das ist die Strategie der palästinensischen Raketenbauer in diesen Tagen. Die israelischen Soldaten erledigen im Handumdrehen, woran Ägyptens und Qatars Chefdiplomaten in den vergangenen Wochen scheiterten. Ohne dass sie es wollen, schlichten sie den blutigen Konflikt zwischen den zerstrittenen Fraktionen von Hamas und Fatah im Gaza-Streifen.

Die neue Harmonie wird indes nur so lange andauern, wie der Eindringling Israel die Palästinenser dazu zwingt, die Reihen zu schließen. Das Symptom wird behandelt, nicht die Ursache. Die Operation im Gaza-Streifen soll, so das erklärte Ziel, den Beschuss Israels mit Raketen aus dem Gaza-Streifen eindämmen. Dabei hat keiner die Illusion, man könne den Beschuss vollständig unterbinden. Daher heißt das Ziel „Eindämmen“, und auch das gilt nur für kurze Zeit. Denn noch während die Soldaten in der Stadt Beit Hanun die Bevölkerung drangsalieren und traumatisieren, geht der Waffenschmuggel durch die Tunnel an der ägyptischen Grenze zum Gaza-Streifen unvermindert weiter.

Israels Einmarsch in den Gaza-Streifen verfolgt keine langfristige politische Vision, er erfolgt aus Mangel an Alternativen. Gleiches gilt für die Palästinenser, die mit ihren wenig effektiven Raketenabschüssen kaum die Hoffnung auf Veränderung verknüpfen dürften. Beide Seiten handeln aus dem Gefühl heraus, irgendwie agieren zu müssen.

Die Hamas-Regierung stellte erneut eine „Hudna“, eine Art Waffenruhe, für die Zeit von zehn Jahren zur Diskussion. Israel lehnt dieses Angebot ab. Aus Sorge, die Extremisten könnten die Zeit zur militärischen Aufrüstung nutzen – so wie es im Südlibanon die Hisbollah gemacht hat. Dennoch hat sich Israel jetzt auf einen Waffenstillstand mit der Hisbollah eingelassen, nachdem die internationale Gemeinschaft die Garantie übernimmt, eine erneute Bewaffnung der libanesischen Extremisten zu verhindern. Eine ähnliche Mission für UNO-Truppen an der ägyptischen Grenze wäre um vieles leichter zu bewältigen. SUSANNE KNAUL