Kütt se oder nit?

SCHAUSPIELHAUS Kölner Intendantin Karin Beier handelt vor ihrer Zusage in Hamburg eine Etat-Erhöhung aus

Dass Hamburg ein hartes Pflaster ist, weiß Karin Beier. Einschüchtern aber lässt sie sich nicht

Wer umworben wird, hat gut pokern. Und darin ist Karin Beier gut, die seit Wochen vom Hamburger Senat umworbene Kölner Schauspielhaus-Chefin: Eine Aufstockung des Hamburger Schauspielhaus-Etats um 2,5 Millionen hat sie zur Bedingung für ihren Umzug gen Norden gemacht. Und sich durchgesetzt.

Das ist ein geradezu exorbitanter Sieg, wenn man bedenkt, dass Vorgänger Friedrich Schirmer wegen einer Kürzung um 300.000 Euro im September 2010 gegangen war. Auf weiter Einschnitte haben die Hamburger Politiker jetzt ganz verzichtet und nach Angaben der Kulturbehörde einen Tarifausgleich bis zu 900.000 Euro sowie eine Million für den Malersaal zugesagt. Der ist eigentlich die Experimentierbühne des Schauspielhauses, derzeit residiert dort das Junge Schauspielhaus. Sowohl Beier als auch die Stadt wollen beides halten und für das Junge Schauspielhaus einen neuen Spielort finden. Einen eigenen Etat für die Jugendsparte wird es laut der Behörde aber nicht geben.

Abgesehen davon ist noch vieles offen: Zum Beispiel, wann Beier in Hamburg antritt: Käme sie 2013, wie es sich Hamburgs Kultursenator Reinhard Stuth (CDU) wünscht, müsste sie ihren Kölner Vertrag ein Jahr früher auflösen. Andererseits beginnt dort gerade eine sensible Umbauphase. Vielleicht bleibe sie also bis 2014 am Rhein, ließ Beier wissen, und leite ein Jahr lang beide Häuser.

Auch wen sie – außer ihrer Chefdramaturgin – noch mitbringen wird, will sie vor Vertragsabschluss nicht sagen. Der wird erst nach den Wahlen in Hamburg vollzogen werden, also in der kommenden Woche: Beier will sicher gehen, dass auch der künftige Senat ihre Berufung trägt. Dass die derzeit noch oppositionelle SPD damit einverstanden ist, ist intern längst klar.

Unter Beiers Dirigat wurde das Schauspiel Köln mehrmals Theater das Jahres wurde, ist zu etlichen Festivals eingeladen und beschert der Stadt seit 2007 ein gut angenommenes Haus. Sollte sie ihren Fünfjahresvertrag also unterschreiben, ist Hamburg ab 2013 um eine hochkarätige Regisseurin reicher, die nicht nur feinsinniges, bildstarkes und auch politisches Theater macht, sondern sich auch sonst nicht den Mund verbieten lässt: Erfolgreich hat sie in Köln den Abriss und teuren Neubau des Schauspielhauses verhindert; die örtlichen Politiker liebten sie dafür nicht.

Dass auch Hamburg ist ein hartes Pflaster, weiß die 45-Jährige. Einschüchtern aber lässt sie sich nicht. Vom Hamburger Interims-Intendanten Florian Vogel soll sie ein Haus übernehmen, das – so Vogel selbst – „in der Übergangszeit keine Qualitätseinbußen erleiden wird“. PS