Genosse Grußguntram

DGB-Landeschef Guntram Schneider hat die NRW-CDU mit einer Anti-Rüttgers-Ansprache gegen sich aufgebracht

Auch Tage später ist der Krawallauftritt noch Thema. „Ja, da hat der Guntram ein wenig in Schwarz und Weiß gemalt“, heißt es aus dem DGB. „Der Guntram“. Das ist Guntram Schneider, NRW-Landesvorsitzender des DGB. Am vergangenen Samstag hatte der Chef des gewerkschaftlichen Dachverbandes „ein Grußwort“ beim SPD-Landesparteitag in Bochum gehalten. Anders als normale „Grußworte“ machte Schneiders Grußwort Schlagzeilen. Kernbotschaft von Grußguntram: Jürgen Rüttgers muss weg.

Vor 450 SPD-Mitgliedern hatte Schneider (seit 1971 Genosse wie fast alle Gewerkschaftschefs) mit dem CDU-Ministerpräsidenten abgerechnet. Im Verhältnis zwischen DGB und Rüttgers sei „der Lack ab“. Der vermeintliche „Arbeiterführer“ habe ein „sizilianisches Verhältnis“ zur Wahrheit, so Schneider. Gewerkschaften und SPD säßen „in einem Boot, wir müssen das Projekt 2010 gemeinsam anpacken“. Die Sozialdemokraten bejubelten so viel vorauseilende Unterstützung für Herausforderin Hannelore Kraft bei der nächsten Landtagswahl.

Die NRW-CDU dagegen schäumt. Schneider habe sich „vergaloppiert“, sagt Generalsekretär Hendrik Wüst. Der Vorsitzende schade dem DGB, weil er gegen dessen Überparteilichkeit verstoße. „Da hat er sich keinen Gefallen getan.“ Als DGB-Chef sei und bleibe Schneider zwar ein Gesprächspartner für die Union, aber jedermann wisse nun, welches Ziel Schneider verfolge, so der CDU-Parteimanager gestern in der Rheinischen Post.

Hintergrund für Schneiders Attacke ist der aktuelle Streit um das neue Personalvertretungsgesetz im Land NRW. Der DGB wirft Rüttgers Wortbruch vor. Mit dem Gesetz werde entgegen aller Versprechungen die Mitbestimmung für Beamte und Angestellte eingeschränkt.

Dabei hatte der Westfale Schneider bei seinem Amtsantritt durchaus die Nähe zur schwarz-gelben Landesregierung gesucht. „Der Karl-Josef Laumann ist Mitglied bei mir im IG Metall-Bezirk Münster“, sagte er damals über Rüttgers‘ Arbeitsminister. Doch zwei Sparhaushalte später scheint die Zeit der Annäherung vorüber – obwohl nicht alle Gewerkschaftschefs wie Schneider zurück zur SPD streben. IG-Metall-Landeschef Detlef Wetzel etwa startete unlängst eine Kampagne gegen die „Rente ab 67“ von SPD-Bundesarbeitsminister Franz Müntefering. Ein Grußwort Schneiders auf dem nächsten CDU-Landesparteitag ist eher unwahrscheinlich. MARTIN TEIGELER