LESERINNENBRIEFE
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Finger weg von der Wurst!

■ betr.: „An die Wand geklatscht“, taz vom 13. 7. 14

Es erfordert schon ein gehöriges Maß an menschlicher Borniertheit, unaufhörlich seine im Tierreich einzigartige Moralfähigkeit zu beschwören, derweil man die chancenlosen Mitgeschöpfe gnadenlos bis aufs Mark aussaugt, statt seine schützende Hand über sie zu halten. Und darüber hinaus hartnäckig die Tatsache zu ignorieren, dass zumindest die Bewohner der westlichen Welt längst nicht mehr darauf angewiesen sind, sich von Tieren zu ernähren.

Schon vor 30 Jahren schrieb Milan Kundera in seine Roman „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“: „Die wahre menschliche Güte kann sich in ihrer absoluten Reinheit und Freiheit nur denen gegenüber äußern, die keine Kraft darstellen. Die wahre moralische Prüfung der Menschheit, die elementare Prüfung (die so tief in unserem Innern verankert ist, dass sie sich unserem Blick entzieht) äußert sich in der Beziehung der Menschen zu denen, die ihnen ausgeliefert sind: zu den Tieren. Und gerade hier ist es zum grundlegenden Versagen des Menschen gekommen, zu einem so grundlegenden Versagen, dass sich alle anderen aus ihm ableiten lassen.“

Viel dazugelernt hat Homo sapiens seitdem nicht. Besinnen wir uns endlich auf unsere Menschlichkeit! Lassen wir die Finger von der Wurst! MARIE-LUISE STREWE, Lenningen

Trostloses „Leben“

■ betr.: „An die Wand geklatscht“, taz vom 13. 7. 14

Es ist erfreulich, dass die taz dieses wichtige Thema aufgreift und damit auf die Missstände in der Massentierhaltung aufmerksam macht. Das Töten dieser „überzähligen“ Ferkel ist ein Skandal, aber die Misshandlung der Tiere ist in der Massentierhaltung leider nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Auf die Ferkel, die das zweifelhafte „Glück“ haben, nicht sofort getötet zu werden, wartet schließlich auch nur ein trostloses „Leben“ eingesperrt auf weniger als einem Quadratmeter, bevor sie dann einige Wochen später genauso getötet werden … Für jeden, der wie ich solche Zustände nicht mittragen kann, ist die einzig logische Konsequenz daraus eine vegetarische oder vegane Ernährung. Was bleibt, ist die Hoffnung, dass die Menschen irgendwann einsehen, dass auch nichtmenschliche Tiere als bewusste und empfindungsfähige Lebewesen eine anständige Behandlung verdient haben. TOBIAS BAUMANN, Ulm

Appell an die Vernunft

■ betr.: „Ist die Maut antieuropäisch?“, taz vom 12. 7. 14

Nochmal ein Appell an die Vernunft: Österreicher, die mal kurz zum Einkaufen über die Grenze fahren, belasten nicht die Infrastruktur, bringen aber Geld in die Ladenkassen. Und Skandinavier, die von Flensburg bis Basel und zurück 2.000 Kilometer mit Wohnwagengespann auf unseren guten deutschen Autobahnen ohne Pause trecken, werden mindestens zweimal voll tanken (müssen) und dafür rund 150 Euro Mineralölsteuer berappen. Was bringen da zusätzliche 20 Euro für die Vignette außer Ärger, Umsatzeinbußen durch weniger kleinen Grenzverkehr und neue Mautgebühren für alle deutschen Pkw-Fahrer im Norden und Westen der Republik? Dann doch lieber einfacher, effektiver und gerechter die Mineralölsteuer um 5 Cent/Liter erhöhen und diese Mehreinnahme den Ländern geben. ARNO GAHRMANN, Osterholz-Scharmbeck

Diffuses Gerede

■ betr.: „Höflich und sachlich, modern und dominant“, taz v. 15. 7. 14

Nicht die deutschen Kicker sind Weltmeister geworden, sondern Merkel-Deutschland. Deutschland lag am Boden. Dann wurde es Gott sei Dank modernisiert, und heute ist es ein besseres Land. Im Ergebnis dominiert es die Politik in Europa und im Fußball die Welt.

Diese merkwürdige Rekonstruktion des WM-Erfolgs aus dem Geist der Agenda-Politik hätte ich eher in der Welt erwartet. Dabei überrascht die Vagheit, um nicht zu sagen Flachheit der „historischen Analyse“. Was ist darunter zu verstehen, dass sich in Fußballerfolgen „gesellschaftliche Entwicklungen ausdrücken“? Reden wir über Kausalverhältnisse oder statistische Korrelationen? Dann wäre die These absurd. Auch die Argentinier waren alles in allem erfolgreich. Deren Erfolg hatte freilich mit einem wie auch immer gearteten Merkel-Regime nichts zu tun. Oder: Wenn der Erfolg in 54 Ausdruck des gelungenen Wiederaufbaus war, warum reichte es dann 58 nicht zum Titel? Da war der Wiederaufbau noch erfolgreicher.

Ich halte die angebotenen Verknüpfungen – 54/Wiederaufbau, 74/ Nachweis des Erfolgsmodells BRD, 90/Wiedervereinigung, 2014/Modernisierung – für diffuses Gerede, das allenfalls geeignet ist, ideologische Vorlieben in verquaster Form zu präsentieren. Im letztgenannten Fall für Stabilitätspakte, Niedriglöhne und Sozialabbau. Möglicherweise hat Hermann Gremliza recht, und die taz ist in Wahrheit nur eine kleine FAZ. BILL RÄTHER, Kellinghusen

Zusätzlich noch treffend

■ betr.: „Höflich und sachlich, modern und dominant“, taz v. 15. 7. 14

Höflich, sachlich, dominant. Diese drei Eigenschaften treffen auch für Ihren kompetenten und sehr lesenswerten Kommentar zum Gewinn der Fußball-WM 2014 für Sie, Deniz Yücel zu, zusätzlich noch treffend: Glückwunsch! ALBERT REINHARDT, Lakene/Schweden