hamburg heute
: Vom Trauma des Krieges

Den Dirigierstab gegen die Klaviatur tauscht heute Opernchefin Simone Young

Bislang hat sie dirigiert, jetzt will sie als Pianistin brillieren: In gleich zwei Stücken – in Dmitri Schostakowitsch’ Klavierquintett in g-Moll und in Olivier Messiaens „Quartett für das Ende der Zeit“ – wird die Hamburger Opernchefin und Generalmusikdirektorin Simone Young den Klavierpart spielen.

Als sonntägliche Matinee ist das Kammerkonzert konzipiert, dessen Werke beide um 1940/41 entstanden und vom Trauma des Krieges zeugen: Im Kriegsgefangenenlager in Görlitz entstand Messiaens Quartett. Der Offenbarung des Johannes nähern sich die sphärischen Klänge des Komponisten, der Vogelstimmen aufnahm und sich als gläubiger Katholik der Natur abgelauschter Harmonien und spiritueller Klänge bediente. Die sieben Schöpfungstage scheinen in den acht Sätzen des Werks auf, das weniger Endzeitstimmung spiegelt als die Aussicht auf Trost.

Schostakowitsch, ungleich stärker wechselnden politischen Stimmungen ausgesetzt, integrierte ganz konkret den Rhythmus von Granateneinschüssen in seine – wie das Klavierquintett g-Moll um 1941 entstandene – 7. Sinfonie, die während der Belagerung Leningrads entstand. Politisch wurde Schostakowitsch unter Stalin zunächst gefeiert, dann gegeißelt, später rehabilitiert. Ein Wechselbad, von dem Messiaen verschont blieb. Die Intensität seiner Arbeiten mindert das nicht. PS

So, 28. 1., 11 Uhr, Laeiszhalle