„Für jeden seinen eigenen Trailer“

Maik Rombergs „Theaterlabor“ im Waldau-Theater will arbeitslose Schauspieler und andere Bühnenarbeiter in Lohn und Brot bringen – mit einer Mischung aus Probebühne und Bewerbungstraining. Eine Zwischenbilanz, drei Wochen nach der Premiere

Interview Jan Zier

Herr Romberg, ein zusammengewürfelter Haufen arbeitsloser SchauspielerInnen und BühnenarbeiterInnen, der ohne große Ausrüstung nach acht Wochen Probenzeit seine erste Premiere hinlegt – wie war die Resonanz?

Überwiegend positiv. Natürlich gab es auch berechtigte Kritik, es war nicht alles so perfekt, wie es hätte sein können, sein sollen. Aber für die erste Premiere bin ich recht zufrieden.

Sie hoffen ja, dass im Publikum nicht nur TheatergängerInnen sitzen, sondern vor allem HeadhunterInnen, IntendantInnen und andere Leute, die den einen oder anderen Mitwirkenden möglicherweise beschäftigen wollen.

Genau.

Und? Wie viele IntendantInnen waren schon da?

Also Intendanten, die kann man an einer Hand abzählen. Wir haben natürlich alle eingeladen, die es gibt. Aber das funktioniert nicht auf Knopfdruck, dass da alle kommen. Dass Dramaturgen und Intendanten sich andere Inszenierungen anschauen, passiert leider nur noch ganz wenig.

Also: Ziel verfehlt?

Nein. Wichtiger ist die professionelle Aufnahme der Premiere. Wir hatten drei Kameramänner da, jetzt arbeiten wir an einer professionellen Post Production. Alle Teilnehmer kriegen am Ende eine DVD in die Hand, mit der sie sich bewerben können. Da muss man sich dann nicht drei Stunden Ein komisches Talent anschauen, sondern es gibt auf jeden einzelnen zugeschnitten einen Trailer.

Hat es schon Anfragen nach MitarbeiterInnen gegeben?

Was die Schauspieler angeht: ja. Ein Filmcaster vom Bremer Filmbüro hat schon drei Kandidaten eingeladen für nächste Woche. Da geht es um einen Kurzfilm, der noch dieses Frühjahr produziert werden soll.

Und für die Leute hinter den Kulissen, gab es da auch schon Anfragen?

Da ist mir bis jetzt nichts bekannt. Das müssen die Leute natürlich auch in Eigeninitiative forcieren, indem sie sich auf freie Stellen bewerben. Solange man noch im Projekt arbeitet, ist das ja einfacher als aus der Arbeitslosigkeit heraus.

Das Programm für alle ist sehr kompakt, fünf Premieren in 18 Wochen, bleibt da noch Zeit, sich zu bewerben?

Unbedingt. Das räume ich den Leuten ja auch ein. Sie kriegen ja sogar noch Nachhilfeunterricht, ein Bewerbungs-Coaching, und Hilfe, was die ganzen Unterlagen angeht.

Gibt es auch „künstlerischen“ Nachhilfeunterricht?

Natürlich arbeiten wir an deren Vorsprechrollen. In der Regel haben sie immer so ein Repertoire von drei bis vier davon, und das Problem bei den meisten Schauspielern ist, dass sie immer sehr ähnliche Rollen suchen. Da versuchen wir dann, neue zu erarbeiten, um das zu ergänzen.

Sie haben zuvor in München ein ähnliches Projekt organisiert. Wie hoch waren da Ihre Vermittlungsquoten?

Nach den fünf Jahren? 70 Prozent hatten drei Monate nach der Maßnahme wieder einen Job, Kurzzeit- oder Produktionsengagements allerdings eingeschlossen.

Haben Sie Vorgaben bekommen, was die Vermittlungsquote in dem Bremer Theaterprojekt angeht?

Nein.

Haben Sie sich eine gesetzt?

Ich möchte mich zumindest der Münchner Quote annähern. Das wird schon schwierig.

Wie sind eigentlich die Besucherzahlen?

Schlecht. Die Premiere war gut besucht, aber die anderen Vorstellungen … In der zweiten 20, in der letzten wieder gut, ansonsten zwischen 30 und 50. In München war das kein Problem, weil der Saal nur 80 Zuschauer fasste. Hier aber haben wir 500 Plätze. Ich habe schon darüber nachgedacht, einen anderen Ort zu suchen, aber für die Schauspieler und für alle anderen ist es eine tolle Sache, auf einer großen Bühne zu stehen.

Das Waldau-Theater …

… hat einfach einen schlechten Ruf. Man muss es erst mal in die Köpfe kriegen, dass hier auch was anderes stattfindet als niederdeutsches Theater und reines Boulevard. Ich sehe uns noch lange nicht am Ende.

Theaterlabor im Waldau-Theater, die nächste Premiere: 3. 2., 20 Uhr, Pterodactylus von Nicki Silver. Weitere Aufführungen am 4., 7.-9., 22.+23. Februar, jeweils 20 Uhr. Kartenreservierung: ☎ 0421 / 805 82 54. Für die Wiederholung von Giftschrank 01 - verboten gute Stücke samt Reise ins Innere des Theaters gilt sogar: Eintritt frei.