Der Norden greift an

Am Wochenende geht die Fußball-Bundesliga auch für die vier Nordclubs wieder los. Ihre Ziele liegen zwischen Meisterschaft und Klassenerhalt. Dafür haben sich alle bis auf Hannover verstärkt. Die taz sagt, ob’s reicht

Werder Bremen hat sich viel vorgenommen: Stolze 100 Treffer sollen es bis zum Saisonende werden, kündigte Kapitän Frank Baumann vollmundig an. Die Bremer müssten dafür pro Rückrundenspiel durchschnittlich 3,1 Treffer erzielen. Ein kühnes Vorhaben. Besonders dumm: Werder hat ein Stürmerproblem. Denn mit Ivan Klasnić (Nieren-OP) und Mohamed Zidan (Wechsel nach Mainz) schieden in der Winterpause gleich zwei Angreifer aus. Es bleiben mit Miroslav Klose, Aaron Hunt und Hugo Almeida lediglich drei gelernte Stürmer. Und Verstärkung war schwer zu finden. Drei Tage vor dem Start der Rückserie doch eine Erfolgsmeldung: Der Schwede Markus Rosenberg wechselt von Ajax Amsterdam an die Weser. Neben dem aus Enschede gekommenen Defensivspieler Peter Niemeyer ist Rosenberg der einzige Neuzugang. Prognose: Die 100-Tore-Marke wird nicht geknackt, aber dennoch holt Werder die Meisterschale. lg

Kein schlechter Einfall der Wolfsburger, eine 35-Kilometer-Zone um die Stadt zu errichten, in der die Angestellten des VfL zu wohnen haben. Besonders für Neuzugang Marcelinho. Zu gut weiß man um dessen Faible fürs feuchtfröhliche Clubbing auf Berliner Partymeilen. Dennoch ist schwer vorstellbar, dass der 31-Jährige von seinen kleinen Sünden lässt. Er ist ein Trainingsversäumer und Geldverklopper, aber auch ein ausgezeichneter Fußballer: 65 Tore in 155 Spielen für Hertha BSC sprechen für den kreativen Mittelfeldmann, der von Trabzonspor kam. Trainer Klaus Augenthaler wird ihm vertrauen müssen. Denn nach der schweren Verletzung von Julio dos Santos ist der launische Brasilianer die einzig gehaltvolle Verstärkung für die darbende Zwölf-Tore-Offensive. Prognose: Mit ihm werden die „Wölfe“ vom zwölften Tabellenrang nach vorne springen, sofern die Abwehr auch künftig ligaspitze bleibt. lg

Mit viel Vertrauen geht Hannover 96 in die zweite Saisonhälfte. Die Niedersachsen halten zu der Mannschaft, welche die Spielzeit auf einem respektablen elften Tabellenplatz beendete. Das Team sei auch ohne neue Spieler „stark genug, um in der Liga zu bestehen“, sagt der Vorstandsvorsitzende Martin Kind. In Hannover scheint man die ersten zehn Spieltage bereits verdrängt zu haben. Damals dümpelte der Traditionsverein auf dem letzten Tabellenplatz. Die Punkte blieben genauso fern wie die Zuschauer. Derweil sorgen erfolgreiche Vertragsverlängerungen für Ruhe im Verein. Es gelang, Nationaltorwart Robert Enke weiter an den Verein zu binden. Hinzu kommt der Verbleib des 37-jährigen Michael Tarnat bis 2008. Der Verteidiger sagt treffend zur Lage bei 96: „Vor einem halben Jahr waren wir ein Chaos-Club. Nun wollen wir so früh wie möglich die 40 Punkte holen.“ Prognose: Es wird ihnen gelingen, dank des Vertrauens. lg

Der selbsternannte Chaos-Club der Liga wollte nach der verkorksten Hinrunde alles besser machen. Aber beim HSV gibt es wenige Mut machende Fakten, sieht man mal von der Verpflichtung des Schalker Keepers Frank Rost ab. Der wurde für die Rolle des Drecksacks geholt, der auch mal die Kollegen zusammenscheißt. Und die beherrscht er nachgewiesenermaßen. Im schwächelnden Sturm ist bislang nur der Abgang von Benny Lauth zu verzeichnen. Sollte Noch-Trainer Thomas Doll noch Verstärkung bekommen, wird es wieder auf den letzten Drücker sein. Und auch sonst ist alles beim alten: Die Querelen mit Atouba fingen schon im Trainingslager wieder an, van der Vaart ist weiter gesperrt und mehrere Leistungsträger verletzt. Der HSV wird wieder mit angeschlagenen Spielern in die Rückrunde starten. Prognose: Am letzten Spieltag gegen Abstiegskonkurrent Aachen rettet der HSV sich auf Platz 15. jank