Spitzel für den Kommunismus

BUCHVORSTELLUNG Martin Rooney und Wolfgang Schlot stellen Jan Valtins „Tagebuch der Hölle“ vor

■ 63, ist Historiker und Literaturwissenschaftler.

taz: Herr Rooney, was ist an diesem alten Buch spannend?

Martin Rooney: Das ist ein politischer Thriller. In dem autobiografischen Bericht von Valtins stellt sich die linke politische Szene der 20er Jahre ganz anders dar, als wir das gewohnt sind.

Inwiefern?

Er war in der Räterepublik engagiert, er war Mitarbeiter der OMS, das war der Nachrichten- und Kurierdienst der Komintern, und beschreibt, wie diese kommunistischen Geheimapparate aufgebaut waren. Da gab es einen Militärapparat „M“, eine Geheimarmee, und er beschreibt, wie diese Armee in Bremen geübt hat. Und es gab den Zersetzungs-Apparat „Z“, der arbeitete in der Reichswehr und in der Polizei. Und die Abteilung „T“, Terror, der wichtige Persönlichkeiten oder auch abtrünnige Genossen umbringen sollte.

Später wurde er Nazi-Agent?

Nein, das ist die Legende, die die Kommunisten bis heute verbreiten. Valtins wurde von seinem Chef, Ernst Wollweber …

Der nach dem 17. Juni 1953 Stasi-Chef der DDR wurde?

Ja, von ihm wurde Valtins 1933 auf ein Himmelfahrtskommando geschickt, er wurde von den Nazis verhaftet, kam ins KZ. 1937 erhielt er dann von der Komintern den Befehl, sich zum Schein bei den Nazis anzudienen.

Erfolgreich?

Ja, dadurch kam er frei, floh aber sofort in die USA, aber Stalins NKWD wie die Gestapo waren ihm auf den Fersen. Er starb dort 1951 übrigens an den Folgen der Folter durch die Nazis.

Diese Autobiografie ist bisher in Deutschland unbekannt?

Das Buch ist vor 1941 in den USA herausgekommen und hatte dort große Resonanz. Auf Deutsch erschien es 1957, da gab es viele Enthüllungsbücher ehemaliger Kommunisten. INT.: KAWE

20 Uhr, Café Ambiente