Explosives Gemisch zündet nicht richtig

Schalke 04 verspielt einen komfortablen Vorsprung und muss sich mit einem 2:2 gegen den FC Bayern begnügen

GELSENKIRCHEN taz ■ Es war wohl einer der sonderbarsten Momente in der Bundesligageschichte, der sich da beim 2:2 zwischen Schalke 04 und Bayern München nach 19 Minuten und zehn Sekunden ereignete. 19 Minuten und vier Sekunden, dem Gründungsjahr 1904 zu Ehren, wollten die Schalker ihrem Team die Liebe entziehen. Aus Protest gegen zuletzt immer schlechtere Leistungen und mangelnde Identifikation der Spieler mit ihrem Klub. Sie hielten das tatsächlich durch und schwiegen. Nur den Torjubel nach Peter Lövenkrands 1:0 (13. Minute) konnten sie nicht ganz unterdrücken. Dann nahte Minute 20.

Das Publikum stand auf, klatschte dem befreienden Moment entgegen und nach 19 Minuten und acht Sekunden bekam Levan Kobiashvili den Ball vor dem Strafraum, nach 20 Minuten und neun Sekunden trat der Georgier beflügelt durch das bebend erwachte Publikum gegen den Ball, und nach 20 Minuten und zehn Sekunden schlug er im Torwinkel ein. Ein magischer Moment – niemand würde sich wundern, wenn in den kommenden Tagen jemand ausrechnete, dass der Ball vom Fuß bis ins Tor genau 19 Meter und vier Zentimeter unterwegs war.

Nun stand es also schon 2:0, als diese Partie begann, ein normales Spiel zu werden. Fußballerisch agierten beide Teams eher mäßig, Schalke war in der ersten Halbzeit überlegen, allerdings gelang Andreas Ottl das psychologisch wichtige 2:1 kurz vor der Halbzeit. Dieses Tor war die Grundlage der bemerkenswerten zweiten Halbzeit, die die Bayern hinlegten. Klar dominant agierten sie nun, Roy Makaay erzielte das schöne 2:2 (52.). Und als Marcelo Bordon, der zuletzt stabilste Schalker, aufgrund einer Verletzung ausgewechselt werden musste (59.), schien sich das Spiel zu Gunsten der Bayern zu drehen. Gegen Ende verflachte das Duell jedoch, und so war das 2:2 gerecht.

Auf Schalke wird in den kommenden Tagen munter weiter diskutiert werden über Trainer Mirko Slomka, der zu allem Überfluss in den Stunden vor der Partie noch ein Thema in den Ring geworfen hatte, das neue Brisanz bringt. Frank Rost saß nämlich überraschend auf der Bank, der junge Manuel Neuer stand im Tor, „aus sportlichen Gründen“, wie Pressesprecher Gerd Voss vorm Anpfiff bekannt gab. Rost ist bekannt als Spieler, der sich intern gerne einmal kritisch äußert, und er hatte sich in einem Interview der Sonntagsausgabe der Welt demonstrativ an die Seite der Fans gestellt. Doch diese Aussage dürfte kaum für eine Degradierung auf die Bank ausgereicht haben. Schalke 04 bleibt ein hochexplosives und oft nicht ganz durchschaubares Gemisch. DATE

FC Schalke 04: Neuer - Rafinha, Bordon (59. Hoogland), Krstajic, Rodriguez (72. Pander) - Varela (78. Hamit Altintop), Bajramovic, Kobiashvili - Halil Altintop, Lövenkrands, KuranyiFC Bayern München: Kahn - Sagnol, van Buyten, Lahm - Demichelis, Ottl, van Bommel (82. Karimi), Schweinsteiger - Santa Cruz (80. Salihamidzic), Makaay, PizarroZuschauer: 61.482; Tore: 1:0 Lövenkrands (13.), 2:0 Kobiashvili (20.), 2:1 Ottl (45.), 2:2 Makaay (52.)