was macht eigentlich ...… die Monsterwelle?
: Später anrollen

Eine spiegelglatte See. Plötzlich erscheint am Horizont eine einzelne Welle, die sich beim Herannahen zu beängstigender Größe auftürmt. Der Kamm schwillt und schwillt, dann bricht die Hölle los: Containerfrachter kentern wie Nussschalen, Bohrinseln verschwinden, in Stücke gerissen, im Schlund der Wassermassen.

Riesenwellen galten lange als Seemannsgarn. Inzwischen ist die Existenz sogenannter Monsterwellen belegt, doch wie sie entstehen, bleibt unerforscht. Weder mit linearer Wellentheorie noch mit Quantenmechanik ist den Biestern beizukommen, die im Schnitt zweimal am Tag auf dem Meer entstehen. Nun hat das TU-Institut für Land- und Seeverkehr für Versuche ein 120 Meter langes Seegangbecken eingerichtet, das Monsterwellen im Kleinformat produziert.

„Wir können riesige Schäden erzeugen“, brüstete sich Institutsprofessor Günther Clauss bei der feierlichen Eröffnung. Er befeuerte die Sensationslust des wissenschaftsfernen Publikums mit Bildern von gekenterten Schiffen und imposanten Versuchsanordnungen. Doch eine Kostprobe gab es leider nicht. Keinen solitären „Kaventsmann“, keine „Drei Schwestern“, deren dritte Welle vernichtend ist, keine „Weiße Wand“ von dreißig Metern. Stattdessen schwappte das Wasser träge im Becken und ließ die hübschen Modellboote und Miniölplattformen schaukeln.

Das anschwellende Grollen über den Köpfen stammte von der S-Bahn, die an der Versuchsanstalt für Wasserbau und Schiffbau vorbeibretterte. Und der Studi, der mit Funkgerät neben dem Becken stand, zündete am Schluss doch nur zwei Feierraketen. Auf die große Welle muss Berlin wohl noch warten. Aber im Fernsehen sind die sowieso viel toller als in echt. API

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