kabinenpredigt
: Olympische Visionen

Olympische Spiele 2020 in Berlin, ja, das wäre toll. Dies sagten laut einer Umfrage zumindest 76 Prozent der Hauptstadtbewohner. Und wo sich so viel Zustimmung auf einmal finden lässt, sind die Politiker nicht weit. „Berlin ist fit für die Olympischen Spiele“, sagt der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit. Wer vergebens nach Visionen im Regierungsprogramm der rot-roten Koalition sucht, muss sich nur der Sportpolitik zuwenden. Denn gegen die positive Grundstimmung in der Bevölkerung wollen auch Oppositionspolitiker nicht argumentieren.

Es sei denn, sie wohnen in Hamburg und sind dort an der Regierung. Denn auch Ole van Beust, CDU-Bürgermeister der Hansestadt, fantasiert für seine Wähler von Olympia. Er bekräftigte gerade letzte Woche, er sei entschlossen, „das hinzukriegen“. Wie schon bei der Bewerbung um die Sommerspiele 2008 steht ein harter nationaler Konkurrenzkampf an.

Bislang ist das Luftschloss Olympia ein noch recht schlaffes Gebilde. Denn bevor sich Hamburg und Berlin duellieren können, muss sich der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) erst einmal für eine Bewerbung um die Sommerspiele entscheiden. Das hat der DOSB bis heute nicht getan.

Trotzdem vermelden in regelmäßigen Abständen beide Städte öffentlichkeitswirksam ihr Interesse an Olympia 2020. Hamburg und Berlin beabsichtigen sogar probeweise schon bei der Ausscheidung für 2016 dabei sein, obwohl klar ist, dass für dieses Jahr eine europäische Stadt nicht in Frage kommt.

Das kostet selbstverständlich Geld. Doch Wowereit lässt die Kritik nicht gelten, die hochverschuldete Stadt könne sich Olympische Spiele nicht leisten. Im Jahre 2016 oder 2020 werde Berlin finanziell sehr viel besser dastehen, sagt er. Eine weitere Vision, wenn auch keine begründete. JOHANNES KOPP