USA verschärfen Kurs gegen Iran im Irak

Die US-Regierung soll die Armee autorisiert haben, iranische Agenten nicht nur festzunehmen, sondern auch zu töten

BERLIN taz ■ Die US-Regierung hat laut einem Bericht der Washington Post die US-Armee authorisiert, iranische Agenten im Irak zu töten oder gefangenzunehmen. Die Zeitung beschreibt die neue Wendung als Teil einer neuen US-Strategie, um den iranischen Einfluss im Irak einzudämmen. Erst gestern wiederholte der britische Botschafter im Irak, Dominic Asquits, Vorwürfe, wonach Iran und Syrien „die ganze Region destabilisieren“.

US-Regierungsmitarbeiter schätzen die Zahl der im Irak derzeit aktiven iranischen Agenten auf rund 150. Vor zwei Wochen stürmten US-Soldaten das iranische Konsulat im nordirakischen Erbil und nahmen fünf Iraner fest, denen sie Aufrüstung von Milizen vorwarfen. In den vergangenen zwölf Monaten seien Dutzende solcher Agenten von den US-Streitkräften festgenommen und nach kurzer Zeit und nach Feststellung ihrer Identität wieder freigelassen worden, so die Washington Post. Ohne Wissen der Iraner seien dabei auch DNA-Proben genommen worden. Außerdem wurden sie fotografiert und ihre Fingerabdrücke genommen.

US-Geheimdienstberichten zufolge seien die Iraner insbesondere aktiv gewesen, um die schiitischen Milizen im Irak militärisch fortzubilden und mit Waffen zu versorgen. Die Milizen, darunter die Mahdi-Armee des radikalen Schiitenpredigers Muktada al-Sadr, gelten als verantwortlich sowohl für den Aufbau von Todesschwadronen gegen Sunniten als auch für bewaffnete Aktionen gegen die US-Armee. Auch viele Soldaten der irakischen Regierungsstreitkräfte gelten als loyal gegenüber den Milizen.

Der Plan, so die Washington Post weiter, sehe auch Aktionen gegen Iraner im Libanon, in Afghanistan und den palästinensischen Gebieten vor. Konkret solle gegen Angehörige einer Einheit der Revolutionären Garden Irans vorgegangen werden, die schiitische Milizen im Irak, Hisbollah im Libanon und Hamas in Palästina unterstütze. Seit dem Libanonkrieg im vergangenen Sommer sei dies in Washington diskutiert worden.

Während manche an der Diskussion Beteiligten den Kampf gegen Irans Agenten als genauso wichtig wie den gegen al-Qaida eingeschätzt hätte, habe es von anderer Seite Kritik gegeben: So befürchteten einige Skeptiker aus den Geheimdiensten, dem US-Außenministerium und dem Pentagon, dass damit der anhaltende Konflikt zwischen den USA und dem Iran auf dem Boden des Irak eskalieren könnte.

Obwohl die Autorisierung der Aktionen gegen Iran offenbar schon im vergangenen Herbst erfolgte, ist bislang nicht bekannt geworden, dass tatsächlich Iraner durch die US-Armee getötet worden seien. Unklar ist auch, warum eine Lizenz zum Töten eigentlich nötig sein sollte, wenn iranische Agenten bislang einfach verhaftet werden konnten. PKT