Platini plättet Nr. 1

AUS DÜSSELDORFANDREAS RÜTTENAUER

Der europäische Fußballverband (Uefa) hat einen neuen Präsidenten. Michel Platini wurde auf dem 31. Uefa-Kongress gestern in Düsseldorf für vier Jahre in das höchste Amt des europäischen Fußballs gewählt. 27 der 52 Delegierten stimmten für den Franzosen, Lennart Johansson reichten 23 Stimmen nicht, um im Amt zu bleiben. Nach mehr als 16 Jahren an der Spitze der Uefa musste er eine herbe Niederlage einstecken. Platini steht nach einem schmutzigen Wahlkampf an der Spitze eines in sich zerrissenen Verbandes. Er forderte das Plenum auf, seinen Vorgänger zum Ehrenpräsidenten zu küren. Das geschah per Akklamation. Platini schritt auf Johansson zu und umarmte ihn. Eine neue Ära im europäischen Fußball begann.

Vor der Abstimmung präsentierten beide Kandidaten noch einmal ihr Programm. Der 51-jährige Franzose appellierte an das Herz der anwesenden Funktionäre. „Ich liebe den Fußball, ich liebe die Uefa, und ich liebe ihre Wettbewerbe, von denen ich als Spieler ja einige gewinnen konnte“, sagte der frühere Weltstar. Konkrete Pläne stellte er aber nicht vor. Seine Ankündigungen blieben eher vage. Am besten verstanden die Delegierten sicher Punkt 1 seines Programms. „Ich will“, sagte Platini, „dass die gewählten Vertreter der Verbände mehr Macht bekommen.“ Damit wiederholte er indirekt einen Vorwurf, den er in der Woche vor der Abstimmung mehrfach direkt angesprochen hatte. Platini passt es nicht, dass die Uefa von einer Gruppe von Managern geleitet wird, während sich die von den Verbänden legitimierten Funktionäre vom Tagesgeschäft fernhalten. Seinem Vorgänger Johansson hatte er vorgehalten, zu selten am Sitz der Uefa im schweizerischen Nyon zu sein. Platini selbst will Präsenz zeigen im Hauptquartier des europäischen Fußballs. Auch das versprach er gestern.

Dann sagte er jenen Satz, von dem niemand so recht weiß, wie er ihn mit Inhalt füllen will: „Fußball ist ein Sport, ein Spektakel, sicherlich mehr als ein Business.“ Seit er seine Kandidatur für das Präsidentenamt verkündet hat, präsentiert sich Platini als Kritiker der voranschreitenden Kommerzialisierung des Fußballs. Bevor die Präsidentenwahl auf der Tagesordnung des Kongresses stand, hatte die Uefa eindrucksvolle Zahlen präsentiert. Über 800 Millionen Euro hat sie im Geschäftsjahr 2005/2006 umgesetzt. 123 Millionen Euro sind für so genannte Solidarzahlungen an die Verbände vorgesehen. Platini dazu lapidar: „Das ist keine Gefälligkeit der Uefa, es ist das Recht der Verbände, das Geld zu erhalten.“ Und: „Sie sollen noch mehr erhalten.“

Sein Widersacher, Lennart Johansson, wollte die Zahlen für sich sprechen lassen. Er sei, so sagte der Schwede in seiner kämpferischen Rede, der Vater der Champions League gewesen, des Wettbewerbs, der am meisten Geld in die Kassen der Uefa spült. Jahr für Jahr laufe das Geschäft besser, so Johansson, der sich einen Seitenhieb auf seinen Widersacher beim Weltfußballverband (Fifa), Sepp Blatter, nicht verkneifen konnte. „Ich kann nicht akzeptieren, dass sich der Präsident der Fifa in den Wahlkampf bei der Uefa einmischt“, sagte er. Tags zuvor war Blatter in Düsseldorf aktiv geworden und hatte unter den Delegierten massiv für Platini geworben, der seit Jahren als Berater für den Fifa-Chef arbeitet.

Das knappe Wahlergebnis für Platini zeigt, dass er an einem seiner immer wieder beschworenen Ziele besonders hart wird arbeiten müssen: an der Einheit des europäischen Fußballs. Er appellierte in Düsseldorf an die Solidarität der Verbände untereinander. Der neue Präsident forderte die Delegierten auf, ihn bei seiner Arbeit zu unterstützen. „Es wird ein Abenteuer“, sagte er.