„Zu viel Regen“

TRINK-FEST Zur Eröffnung des „Stuttgarter Weindorfs“ am Rathaus gibt es diesmal keinen Stintfang-Wein

■ 67, betreibt zusammen mit ihrem Mann und ihren Töchtern ein Weingut in Stuttgart-Uhlbach.

taz: Frau Currle, seit wann machen Sie beim „Stuttgarter Weindorf“ mit?

Heiderose Currle: Wir waren jedes Jahr dabei – bis auf eine Ausnahme. Nächstes Jahr feiern wir unser 29. Jubiläum.

Trinken die Fischköppe mehr Wein als die Schwaben?

Sie trinken genauso viel Wein, wie die Schwaben Bier trinken. Außerdem wird in Hamburg ja sogar Wein angebaut, und deshalb haben die Hamburger schon einen Draht zum Wein.

Sie meinen den Weinberg am Stintfang.

Die Idee stammt von Wilhelm Bartels, dem Chef des Hotels „Hafen Hamburg“. Er sagte irgendwann zu uns, er würde gern Wein anbauen. Mit einem Weinberg direkt am Hotel war das Bauamt nicht einverstanden, mit dem Stintfang unterhalb der Jugendherberge aber schon. Der Pro-Stuttgart-Verkehrsverein hat der Stadt Hamburg dann zum zehnten Jubiläum des „Weindorfs“ 50 Rebstöcke geschenkt, und es konnte losgehen.

Und Sie bewirtschaften den Stintfang-Weinberg.

Ja, wir Currles ernten die Trauben, bringen sie zu uns nach Stuttgart, keltern sie und füllen sie ab. Und zur Eröffnung des „Weindorfs“ bekommt Hamburgs Bürgerschaftspräsidentin die Flaschen. Dieses Jahr allerdings nicht.

Warum nicht?

Weil es 2013 in Hamburg so viel geregnet hat, dass die Trauben von Pilzen befallen wurden. Wir konnten deshalb nicht ernten und keinen Wein herstellen.

Ist die Ernte am Stintfang schon öfter ausgefallen?

Wetterbedingt war es das erste Mal. Vor ein paar Jahren wurde dort allerdings mal die ganze Ernte geklaut. Mein Mann war an dem Tag schon unterwegs nach Hamburg, als der Anruf kam, dass die Trauben gestohlen wären.

Passiert sowas denn auch in Stuttgart?

Leider ja. Die Diebe machen das sehr perfekt: Sie gehen nicht unten an die Straße oder an den Weg, sondern klauen die Trauben mitten im Weinberg. Wir passen natürlich auf, aber wenn die Diebe bei Nacht kommen, sieht es natürlich keiner.

Ihr Mann ist Winzer. Sind Sie selbst auch Winzerin?

Nein, aber wenn man einen Weinbaumeister heiratet, kann man nicht sagen, das interessiert mich nicht. Außerdem kann man alles lernen. Und es macht mir so viel Spaß, denn Wein ist ein sehr lebendiges Getränk!INTERVIEW: PS

Eröffnung des „Stuttgarter Weindorfs“: 12 Uhr, Rathausmarkt; bis 2. August