UNTERM STRICH

Der Brecht-Schüler und langjährige Intendant des Berliner Ensembles, Manfred Wekwerth, ist tot. Der ostdeutsche Theaterregisseur starb am Mittwochabend im Alter von 84 Jahren in einem Berliner Krankenhaus. Wekwerth leitete von 1977 bis 1991 die Brecht-Bühne am Schiffbauerdamm in Berlin. Nach der Wiedervereinigung musste er auf politischen Druck alle Ämter abgeben und begann als freier Regisseur zu arbeiten. Einer seiner Nachfolger, der Theatermacher Peter Zadek (gestorben 2009), versuchte damals noch die Ehrenrettung: Einen Mann, der das deutsche Theater über Jahrzehnte mitgeprägt habe, auf eine solche „Hopplahopp-Weise“ zu beseitigen, sei beschämend. Kritiker, die in ihm einen „Günstling“ von SED-Chef Erich Honecker sahen, empfanden seinen glanzlosen Abgang dagegen als gerecht.

Sie hielten ihm vor, er habe das Brecht-Theater zu einer im Mittelmaß erstarrten „Staatsbühne“ verkommen lassen, die sich in „Sozialismus-Folklore“ verliere. Andererseits öffnete Wekwerth sein Haus noch vor dem Mauerfall für verfemte Stücke von Heiner Müller und Volker Braun. 1929 in Köthen (Sachsen-Anhalt) geboren, war Wekwerth Mitglied des SED-ZK und von 1982 bis 1990 auch Präsident der Akademie der Künste der DDR. Nach den Querelen um seine Vergangenheit verzichtete Wekwerth auf eine Mitgliedschaft in der neuen Ost-West-Akademie der Künste. Mit einer Inszenierung von Brechts „Die Gewehre der Frau Carrar“ fing seine Theaterlaufbahn an. Brecht sah sie und war begeistert. Wekwerth wurde sein Schüler, Regieassistent und Co-Regisseur. Nach Brechts Tod wurde er zum Chefregisseur berufen. Er hat auch für das Deutsche Theater Berlin und Schauspielhaus Zürich gearbeitet.