Schlafplatz für den Bürgermeister

Bremerhaven wollte sich ein Viersternehotel retten. Nun steht es leer. Und OB Schulz träumt von einem neuen Rathaus

Nach gut dreijährigem Betrieb auf Staatskosten hat die Bremerhavener Gesellschaft zur Investitionsförderung und Stadtentwicklung mbH (BIS) das ehemalige Nordsee-Hotel Naber im Zentrum der Seestadt zum Jahreswechsel geschlossen. Lediglich die Hotelbar werde zur Zeit noch betrieben und die Banketträume können weiter angemietet werden, sagte Dehoga-Vorsitzender Lutz Natusch der taz. Die weitere Zukunft des ehemaligen Viersterne-Hauses ist offen.

Die BIS hatte das Gebäude 2003 übernommen. Nicht nur, um die Belebung der südlichen Fußgängerzone zu unterstützen. Sondern auch, um Bremerhaven bis zur Inbetriebnahme des segelförmigen Sail-City-Hotels am Alten Hafen ein höherwertiges Bettenangebot zu erhalten, insbesondere für Kongresse. 34 Arbeitsplätze seien in Gefahr, zudem könne man nicht noch ein leer stehendes Gebäude mitten in der Stadt gebrauchen, begründete sie. Private Bewerber wie die Haverkamp-Gruppe, die das Hotel auf eigene Rechnung weiterbetreiben, oder die Arbeiterwohlfahrt, die das Gebäude als Seniorenwohnheim nutzen wollte, kamen damals nicht zum Zug.

Zwar ist mit einer Inbetriebnahme des Sail-City-Hotels nicht vor Ende des Jahres zu rechnen und die Beschäftigten, die dorthin wechseln sollten, sitzen auf der Straße. Die BIS habe aber, wie prophezeit, mit einer niedrigen Auslastung des Nordsee-Hotels zu kämpfen gehabt, weiß Natusch: „Die haben jeden Monat Verlust gemacht.“

Oberbürgermeister Jörg Schulz lancierte derweil den nächsten Verwendungsvorschlag für die nun doch leer stehende Immobile: Abriss und Neubau eines Rathauses. Bremerhaven brauche einen zentralen, repräsentativen Amtssitz für den Magistrat, argumentierte er, Kostenpunkt: 10 Millionen Euro. Die BIS will ebenfalls in den Neubau ziehen.

Selbst die Bremerhavener SPD ging diese Woche auf Distanz zu ihrem Oberbürgermeister. Bei der Bürgerschaftsdebatte um die Zukunft Bremerhavens jedenfalls hielt Martin Günthner (SPD) den Ball bewusst flach: „Was aus dem Hotel wird, muss man erst mal sehen.“ NKL