Vorbereiten auf den nächsten Castor

Der diesjährige Anti-Atommüll-Protest beginnt im Wendland: 10.000 Polizisten reisen dieser Tage zum zehnten Transport ins Wendland. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel stellt unterdessen ein Ende des Gorleben-Moratoriums in Aussicht

AUS HANNOVER JÜRGEN VOGES

Die AKW-Gegner im Wendland bereiten sich auf den zehnten Castortransport in das Zwischenlager Gorleben vor. Schon am Wochenende rappten an der Bahnstrecke von Lüneburg nach Dannenberg jüngere Castor-Gegner, in Dannenberg fanden sich Altgediente aus dem wendländischen Widerstand ein, um auf mitgebrachten Sitzgelegenheiten bei einer „Stuhlprobe“ schon einmal das Blockieren zu üben.

Nach Angaben der BI Lüchow-Dannenberg soll der Transport von zwölf Behältern mit radioaktivem Müll diesmal schon am Freitagabend, genau um 19.47 Uhr, am Bahnhof Valognes nahe der französischen WAA La Hague auf die Reise gehen. An der Castor-Umladestation in Dannenberg, wo die Behälter auf Straßentransporter umgesetzt werden, soll der Atommüllzug dementsprechend schon am Sonntag ankommen und am Montag dann per Straßentransport ins Zwischenlager gelangen.

Die heiße Phase der Proteste beginnt am Freitagmorgen mit einer Schülerdemo in Lüchow. Die große Auftaktdemo beginnt diesmal am Samstag um 13 Uhr in Gorleben. Nach Ankunft der Castoren 69 bis 80 an der Umladestation in Dannenberg ist dort von X-tausendmal quer eine Kundgebung geplant. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) rechnet mit Protesten in gleicher Größenordnung wie im vergangenen Jahr. Entlang der Transportstrecke von Lüneburg nach Gorleben wurde erneut ein Demoverbot verhängt, gegen das die BI vor dem Verwaltungsgericht klagt.

Mit Besorgnis reagieren die wendländischen AKW-Gegner auf Äußerungen von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel über sein Endlagerkonzept. Das bislang vertrauliche Konzept, das der SPD-Politiker im September den Spitzen der großen Koalition zugeleitet hat, sieht laut Gabriel eine Standortauswahl nach international anerkannten Standards vor. Dabei sollen neben Gorleben weitere Endlagerstandorte zumindest geprüft werden.

Gabriel hatte allerdings jüngst vor dem Bundestag auch die Wiederaufnahme der Ausbauarbeiten im Gorlebener Endlagerschacht in Aussicht gestellt. Das Erkundungsbergwerk hatte Rot-Grün im Jahr 2000 durch ein Moratorium gestoppt. „Ich bin nicht dagegen, Gorleben nicht weiter zu erkunden. Allerdings muss dies unter der Voraussetzung geschehen, dass wir zeitgleich die alternative Standortsuche […] beginnen“, sagte Gabriel vor dem Parlament, wobei sich eine Verneinung zu viel in seine Ausführungen einschlich. „Ich bin dafür, dass die weitere Erkundung von internationalen Experten durchgeführt wird“, meinte er weiter. Dann stellte er sogar eine spätere Inbetriebnahme eines Endlagers Gorleben in Aussicht: „Ich bin sogar dann bereit, Gorleben in Betrieb zu nehmen, wenn es auch nur gleich gute Endlager gibt, weil in Gorleben das meiste Geld investiert worden ist.“ Diese Haltung habe noch kein niedersächsischer Sozialdemokrat eingenommen.