Regisseur von Matchpoint

Wer ist Woody Allen? Gerhard Schröders kluger Satz. Und: Der „Spiegel“ druckt jetzt auch David Foster Wallace

WOODY ALLEN, 70, wurde in der US-Werbung für seinen am Donnerstag in Deutschland anlaufenden Film „Scoop“ als „der Regisseur von Matchpoint“ angepriesen. Die Idee ist klar: Wer kennt schon heutzutage Allen? Die Werber wollten ein Qualitätssiegel kreieren, das für eine jüngere Kinokundschaft funktioniert. Außerdem war „Matchpoint“ ein Kassenerfolg, vermutlich vor allem weil Allen nicht mitspielte, dafür aber Scarlett Johansson. Dennoch: Allen auf die Regie von „Matchpoint“ zu reduzieren – ist das nicht, als würde man von Franz Beckenbauer sagen: der ehemalige Fußballprofi von Cosmos New York? Oder über Johnny Cash: Ist das nicht der mit dem „Personal Jesus“-Cover? Oder über Willy Brandt: Der, der wegen Mathiopoulos zurücktrat. Kurzum: Allen so zu rezipieren, ist bitter. Für Allen. Und für die, die auch älter geworden sind. Und vor allem für die, die es nicht haben können, dass nicht mehr alles so ist wie früher.

GERHARD SCHRÖDER, ehemaliger SPD-Bundeskanzler, hat einen klugen Satz bei „Christiansen“ (ARD) gesagt. Auf die Frage, warum er sich in der Sendung nicht mit seinem ehemaligen Finanzminister Oskar Lafontaine unterhalten wollte, sagte Neuwahl-Schröder (unsinngemäß), das bringe nichts mehr bei einem Mann, der vor der Verantwortung geflohen sei. Das kann so sein. Aber: Wenn das so ist, dann sollte es auch für Herrn Schröder gelten.

DER SPIEGEL hat einen auf den ersten Blick bemerkenswerten Scoop in seiner aktuellen Ausgabe: der US-Super-Schriftsteller David Foster Wallace über den weltbesten Tennisspieler Roger Federer. Die Geschichte stand allerdings am 20. August bereits in der New York Times („Almost anyone who loves tennis …“). Früher hätte man gesagt: Ach, erstens weiß das keiner, und zweitens ist das eine andere Welt. Heute ist es so, dass die NYT-Story in der Folge längst eine mittelgroße und verzweigte Rezeption in der Online-Welt nach sich gezogen hat. Frage ist also: Macht es Sinn, sie noch mal zu drucken? Sicher ist: Wir sind erst am Anfang einer Entwicklung, die die Printmedien gewaltig durcheinanderwirbeln wird. PETER UNFRIED