MUSIK MIT SCHWIERIGKEITEN
: Spontane Selbsthilfe

Nils Schuhmacher

Schwierigkeiten: Viele Musiker könnten ein Lied singen, wenn man sie nur ließe. Aber zuweilen werden sie von verhaltensauffälligem Publikum abgehalten und müssen spontan Selbsthilfe organisieren. Funny Van Dannen versuchte es mal mit einem normenverdeutlichenden Gespräch unter vier Augen, um einen an den falschen Stellen Lachenden in die Spur zu bringen. Vom Sänger der verblichenen Hamburger Ostzonensuppenwürfelmachenkrebs ist überliefert, dass er einem schwierigen Gast den Weg von der ersten Reihe zum Tresen mit Bargeld versüßte. Der Sänger der super-geheimnisumwitterten Band EA80 wiederum wurde jüngst gleich für die Dauer des Konzerts zu jenem Pädagogen, der er auch beruflich sein soll, und gab dem Publikum erst mal Benimmregeln: hier nicht rauchen, Handykamera aus, super-independent bleiben. Sie sollten also genau nicht so werden, wie die als Vorband aufgebotenen Sleaford Mods, eine genauso schimpfende wie betrunkene Zweierbande von englischen Raubeinen ohne Gewissen.

Dass musikalisch schwierige Künstler dies nur sind, um ein solches Publikum in Schach zu halten, ist indes wohl ein Gerücht. Robert Rolston alias Quintron dürfte dessen Verbreitung allerdings freuen. Der mit seiner Partnerin Miss Pussycat in New Orleans ansässige Erfinder und Tastenspieler ist dafür bekannt, in Interviews Falschinformationen zu verbreiten, und er vergleicht sich in diesem Zusammenhang mit flirrender Elektrizität. Und wer live Probleme zu machen beabsichtigt, muss sich auch erst mal gegen Rolstons opulent mit Zierat bestückte selbstgebaute Orgel und den von ihm erfundenen „Drum Buddy“, eine über Lichtquellen gesteuerte Drummachine, durchsetzen. Oder gegen dessen parallel dazu ein Puppentheaterstück aufführende Partnerin. Und wenn Ruhe im Karton ist, singen sie trotzdem nicht unbedingt das, was man gemeinhin ein Lied nennt (Di, 29. 7., 21 Uhr, Hafenklang).