Dem Frieden ein Fest

GEDENKEN Das Ohlsdorfer Friedensfest erinnert an Opfer von Krieg und Nationalsozialismus

Seit einigen Jahren macht das „Ohlsdorfer Friedensfest“ des Vereins Psychosoziale Arbeit mit Verfolgten den Rechtsradikalen den Ort an den Sammelgräbern der Bombenopfer auf dem Ohlsdorfer Friedhof streitig – und das mit Erfolg: Zuvor, von 2003 bis 2009, hatten Neonazis dort die „deutschen Opfer des alliierten Bombenterrors“ zum Anlass für Zusammenkünfte genutzt.

Auch dieses Jahr will man die revisionistische Propaganda verhindern und darüber hinaus neue Formen des Gedenkens erproben. Nicht zuletzt, weil ja die Zeit, in der Zeitzeugen noch selbst erzählen können, zu Ende geht.

Anlässlich des 100. Jahrestages des Beginns des Ersten Weltkrieges legt das Fest diesmal einen Schwerpunkt auf „Technisierung und Massenvernichtung“: auf den „modernen Krieg“ mit seiner Ausweitung auf die Zivilbevölkerung, seiner neuen Waffentechnik, seiner moralischen Entgrenzung und Brutalisierung.

Bis Anfang August richtet der Verein zahlreiche Veranstaltungen an den Sammelgräbern der Bombenopfer aus. Zum Auftakt am heutigen Samstag hält Ulrich Schneider von der Fédération Internationale des Résistants (FIR) einen Vortrag über extreme Rechte in Europa und im Europäischen Parlament. Anschließend spricht René Senenko (Willi-Bredel-Gesellschaft) über das Mahnmal für die Opfer des Bombenkrieges selbst: Nährt es einen Mythos – oder funktioniert es als Mahnmal für den Frieden?

Das weitere Programm der nächsten Wochen widmet sich Widerstandskämpfern, bietet Gelegenheit zum Austausch mit ehemals Verfolgten des Naziregimes oder beschäftigt sich mit Erinnerungskultur. So läuft am kommenden Samstag „Sound in the Silence“ im Bestattungsforum: In seiner letzten Arbeit dokumentiert der Hamburger Filmemacher Jens Huckeriede, wie SchülerInnen aus dem polnischen Koszalin und Hamburg in ehemaligen KZ Neuengamme gemeinsam eine Performance erarbeiten.  MATT

■ Sa, 19. 7. bis So, 3. 8., Friedhof Ohlsdorf; www.psychsoz-arbeit.org