Bündnis gegen Airbus-Power

Ein Aktionstag am Freitag soll die Arbeitsplätze in den norddeutschen Werken des Flugzeugkonzerns retten. Zwei Standorte in Niedersachsen sind angeblich von Verkauf oder Auslagerung bedroht

VON SVEN-MICHAEL VEIT

Es ist das ganz große Bündnis, das am Freitag für den Erhalt der Airbus-Werke in Norddeutschland kämpfen will. Drei Ministerpräsidenten und die IG Metall Küste, der Vorstandschef von Airbus Deutschland und dessen natürlicher Gegenspieler, der Gesamtbetriebsrat – sie alle werden streiten Seit’ an Seit’ gegen eine drohende Reduzierung der Flugzeugproduktion und der Arbeitsplätze durch das avisierte Sparprogramm „Power 08“ des Mutterkonzerns EADS.

„Wir suchen den Schulterschluss mit der Politik und wollen deutlich machen, dass die deutschen Standorte sich nicht auseinander dividieren lassen“, sagte Daniel Friedrich, der Sprecher der IG Metall Küste. Dazu soll der Aktionstag in der Deutschland-Zentrale Hamburg sowie in den Werken in Bremen und im ostfriesischen Varel durchgeführt werden.

In Hamburg wird Bürgermeister Ole von Beust (CDU) am Morgen mit dem Airbus-Betriebsrat im Rathaus konferieren; bei einer Kundgebung am Mittag vor dem Werk Finkenwerder werden Wirtschaftssenator Gunnar Uldall (CDU) und der deutsche Airbus-Chef Gerhard Puttfarcken gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern sprechen. „Wir wollen dem Thema ‚Power 08‘ mit Offenheit begegnen“, sagte ein Werkssprecher zu dpa. Deshalb habe sich Puttfarcken zur Teilnahme entschlossen.

Der Bremer Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) wird im dortigen Airbus-Werk reden und der niedersächsische Regierungschef Christian Wulff (CDU) im Werk Varel. Dort werden auch Delegationen aus den anderen niedersächsischen Airbus-Standorten Stade, Buxtehude und Nordenham vertreten sein.

Voraussichtlich am 20. Februar will der neue Airbus-Chef Louis Gallois die Einzelheiten des Programms „Power 08“ bekannt geben, mit dem der Konzern mindestens zwei Milliarden Euro einsparen will. Grund für die einschneidenden Maßnahmen waren die technischen Probleme und Lieferverzögerungen beim Riesenairbus A 380, die zu Milliardenverlusten geführt haben. Vordringliches Ziel ist deshalb nach Ankündigungen aus dem Herbst eine Kostensenkung bei „Material, Qualitätssicherung und Verwaltung um 30 Prozent“. Weder längere Arbeitszeiten noch Lohnkürzungen und Abstriche beim Weihnachts oder Urlaubsgeld werden dabei ausgeschlossen. „Wir müssen bei Airbus den Lebensstandard ändern“, sagte im Oktober Gallois’ Vorgänger Christian Streiff.

Vorgesehen war deshalb unter anderem ein Personalabbau vor allem „bei den Zeitarbeitskräften außerhalb der Produktion“. Als Zielvorgabe war eine Reduzierung der Personalstärke von europaweit 110.000 Beschäftigten um zehn Prozent genannt worden. Dabei wird immer wieder über mögliche Verkäufe oder Ausgliederungen von Airbus-Werken in Europa spekuliert.

Aktuell schrieb das Handelsblatt gestern unter Berufung auf Konzernkreise, dass die Werke Nordenham und Varel mit etwa 3.600 Beschäftigten ausgelagert werden sollen. Eine Airbus-Sprecherin am Hauptsitz Toulouse dementierte halbherzig: „Das Sanierungskonzept ist noch nicht vollständig ausgearbeitet.“ Der niedersächsische Ministerpräsident Wulff hingegen orakelte prompt von „Besorgnis erregenden Planspielen“.

Bereits im November hatten deshalb die IG Metall und die Betriebsräte aller deutschen Airbus-Werke ihre Kampflinien eingenommen: „Kein Stellenabbau und keine Schließung von Standorten – das sind unsere Kernbedingungen“, sagte der Vorsitzende des Konzernbetriebsrates, Rüdiger Lütjen. Aber sonst werde man mit den Spitzen von EADS und Airbus „über alles reden“.